Plötzlich ist sie da, die neue Faithless. Wusste man noch nicht so genau wie es nach der Best-Of überhaupt weiter gehen würde, kommt ‚To all New Arrivals’ überraschend und schafft eine beruhigende Gewissheit, dass wir auch in Zukunft nicht auf Rollo, Sister Bliss und den unverwechselbaren Maxi Jazz verzichten müssen. Das Album ist typisch und neu zugleich: obwohl die Zutaten nicht groß verändert wurden, fällt der Gesamteindruck sehr viel ruhiger aus als gewohnt. Zwei Songs gehen einem von Anfang an nicht mehr aus dem Kopf. Erstaunlicherweise sind das genau die beiden Lieder, in denen Harry Collier (Sänger der Gitarren-Pop-Band Kubb) zusammen mit Maxi Jazz ans Mikrofon darf. Zum einen die sehr entspannte und gleichzeitig fesselnde erste Single ‚Bombs’ als auch der Titeltrack ‚To all New Arrivals’, der trotz fehlender fetter Beats zum Tanzen einlädt. Anscheinend sind Sister Bliss und Rollo momentan in ihrer Achtziger Phase angekommen. Ein ‚Tears for Fears’ Sample aus ‚Shout’ wertet ‚The man in You’ auf und bei ‚Spiders, Crocodiles & Kryptonite’ wird sogar the Cure’s ‚Lullaby’ als ganzer Song eingemischt. Eher als Mash-Up erscheint dieser Track, wobei die Idee phänomenal, die Umsetzung allerdings nur bedingt gut ist, denn man hat es leider nicht so recht geschafft die eigenen Strukturen mit dem Klassiker richtig zu verbinden. Natürlich darf auch der obligatorische Dido-Song nicht fehlen. ‚Last this day’ heißt er diesmal und folgt allen Klischees früherer Produktionen: die klare Stimme im Vordergrund, eine gefällige Melodie und eine chillige Produktion. Den Gesamteindruck verstärkend bietet ‚Music Matters’ ein fast schon sphärisches Grundgerüst während ‚Emergency’ am Ende nochmal richtig aufdreht: irgendwie fühle ich mich an die besseren Zeiten der Stereo-MCs erinnert, und daran erinnert man sich doch gerne! Knapp acht Minuten mit funky Grooves, angereichert mit Kraftwerk-Sounds halten das, wofür Faithless stehen: Wandlungsfähigkeit jenseits der gerade gehypten Trends ohne dabei den musikalischen Ausverkauf einzuleiten. ‚To all New Arrivals’ ist kein Jahrhundertwerk geworden, bietet dem geneigten Käufer aber genau das was er erwartet, und das in einer charmanten und unaufdringlichen Art. Wer hätte diese Konstanz in den Releases vor gut zehn Jahren geahnt?