Medienkonverter: Herzlichen Glückwunsch zum neuen Album "Vera Causa". Es ist wunderschön und eines meiner persönlichen Favoriten für dieses Jahr.

Faith And The Muse (Monica): Vielen Dank!

Ihr beschreibt Euer erstes Zusammentreffen im Oktober 1992 in Norfolk fast wie Liebe auf den ersten Blick. Seid Ihr Euch vom Charakter her sehr ähnlich oder lebt Faith And The Muse eher von Euren unterschiedlichen Charakteren, Persönlichkeiten und Interessen?

(Monica): Wir sind beide auf unsere Weise theatralisch. Unsere Charaktere sind die gleichen, wie es scheint, obgleich vielleicht ein bisschen verrückter.
(William): Um einiges verrückter. Und es war Liebe auf den ersten Blick.

Eine Eurer musikalischen Wurzeln ist unter anderem der Punk. Wie wirkt sich dieser Hintergrund auf Eure Musik und Eure Texte aus und hört Ihr diese Musik heute noch?

(Monica): Ich habe Schwierigkeiten mit einigen Punks-Bands, die bei Major Labeln unterzeichnet haben und ihren ganzen Sound den wahren, kämpferischen Bands von vorgestern verdanken. Ich höre mir oft die alten Bands an, ich bin in meinem Herz noch ein Punk, was die Gesellschaft betrifft...
(William): Ich kann das, was die Leute heute Punk Rock nennen, nicht mit dem in Verbindung bringen, wo alles herkam. Die eigentliche Sache hat wirklich alles in unserem Leben verändert – unsere Gedanken, Weltanschauung, Einstellung, Ästhetik, Erscheinungsbild, Normen – alles. Heute ist das gerade noch ein matter Schatten im Vergleich zu dem, was es sein sollte. Selbst wenn wir nicht mehr wie "Postkarten-Punks" aussehen, ist da innerlich doch etwas, dass du, wenn du es durchlebt hast, nicht vergessen kannst, wo du herkommst.

"Vera Causa" gibt einen Überblick über Euer bisheriges musikalisches Werk. Unter welchen Aspekten habt Ihr die Songs ausgewählt?

(Monica): Wir dachten über "Vera Causa" schon seit 1998 nach. Zu dieser Zeit zogen wir Live-Songs und Compilation-Beiträge in Betracht. Das mehrjährige Warten brachte die Idee von Remixen und anderen Möglichkeiten auf. Das Album handelt von der Zeit zwischen 1993 und 2001, ein Blick auf das was wir gewesen sind und die Chance, Atem zu holen, bevor wir weitermachen. Wir wählten die Songs aus, um eine gute Übersicht über unsere verschiedenen Stile zu geben.

Gibt es einen persönlichen Lieblingssong von Euch auf "Vera Causa"?

(Monica): "Running Up that Hill".
(William): "Soul In Isolation".

Das Cover wurde von Monica Richards gestaltet und gibt ein Bild von Gustav Klimt wieder (Pallas Athene, 1898). Gibt es einen Grund, warum Ihr dieses Bild ausgesucht habt?

(Monica): Ich wählte es als eine Darstellung von Stärke, Tugend und Zeitlosigkeit. Nach den Terroranschlägen scheint es um so mehr angemessen...

Auf "Vera Causa" sind auch einige Remixes zu finden. Wie gefallen Euch Eure Songs, wenn sie tanzflächen-gerecht überarbeitet sind? Habt Ihr keine Angst, dass Eure ursprüngliche Intention dadurch verloren geht?

(Monica): Die ursprüngliche Intention ist immer noch im Original. Ich liebe die Remixe, weil sie auf verschiedene Arten umgesetzt wurden, die wir selbst nicht hätten verwirklichen können...
(William): Der ganze Punkt bei einem Remix ist das Erlebnis einer unterschiedlichen Interpretation unserer Version eines Songs – und aus diesem Grund gefallen mir alle Remixe.

Wer hatte eigentlich die Idee zu dem Kate Bush-Cover von "Running up that hill"? Ist das ein Tribute an die 80er?

(Monica): Eigentlich wollte ich "Sat In Your Lap" singen aber "Running Up That Hill" war so viel reizvoller... Ich liebe Kate Bush und habe es immer getan.

Könnt ihr noch etwas zu dem Song "Heal" erzählen, der ja Euer erster gemeinsamer Song und damit Eure erste Zusammenarbeit war?

(Monica): Er wurde für William geschrieben, um ihn daran zu erinnern, dass ich nicht immer da sein kann. Ich bin nah...
(William): Meine Botschaft ist die gleiche, nur auf die Melodie beschränkt.

Warum hat das Album denselben Titel (Vera Causa, "The Truth behind the Matter") wie Eure 1997er Acoustic Tour? Ist die Intention dieselbe, nämlich den Hörern das ursprüngliche an Faith And The Muse näher zu bringen?

(Monica): Den Ausdruck "Vera Causa" benutzen wir seid "Elyria". Seine einfach Bedeutung, "die Wahrheit hinter dem Ganzen" ist bezeichnend, ob er uns nun als ein akustisches Duo darstellt oder eine Zusammenstellung der Musik, die wir über die Jahre veröffentlicht haben.

Ihr beschreibt Euer Schaffen als eine Erlebnis in Kunst, Theater und Musik und deshalb sind euch Live-Auftritte sehr wichtig. Spielt Ihr lieber in kleinen Clubs oder erreicht Ihr auch auf Festivals wie z.B. dem M´era Luna 2000 in Deutschland in gewünschter Weise das Publikum?

(Monica): Beides auf unterschiedliche Art. Ich mag die Intimität eines Akustik-Sets in einem kleinen Club und ich mag die übertriebene Show auf einem Festival.
(William): Beide Arten bieten einen einzigartigen Nervenkitzel, obwohl eine Live-Performance jeglicher Art immer sehr angenehm ist.

Woher nehmt Ihr die Inspiration für Eure Musik und Lyrics?

(Monica): Unser gemeinsames Leben ist voll von Inspiration, glaub mir! Unsere Erfahrungen, unsere Gedanken, unsere Beziehung – dies alles verändert und verwandelt uns...
(William): Unsere Inspiration ist so mannigfaltig wie unsere Musik.

Ihr seid beide noch mit diversen anderen Tätigkeiten beschäftigt. Könntet Ihr einen kurzen Überblick über diese Tätigkeiten geben, wie z.B. William Faith als Produzent und Monica Richards als Malerin?

(Monica): Ich schreibe und male, wenn ich dazu in der Stimmung bin. Ich habe so viele Ideen, dass ich an einem Tag nicht genug Zeit habe, noch genug Tage in der Woche...
(William): Ich mag es, die Musik anderer Künstler zu produzieren. Es ist ein unterschiedliches Ziel im kreativen Prozess, aber ich finde es genauso verlockend. Vor kurzem habe ich die Arbeit an dem Debut-Album "Dismemberment" von Penis Flytrap abgeschlossen, die so was wie beschwingten Spaß-DeathRock machen und gegenwärtig bin ich mit Omewenne im Studio, einem sehr talentierten und einzigartigen Künstler, dessen elektrische Arbeit die überzeugendste und vollkommenste ist, bei der ich je die Ehre hatte, mitzuarbeiten.

Wann werden wir wieder etwas von Faith And The Muse hören? Könnt Ihr etwas über Euer nächstes Album erzählen?

(William): Wir gehen im Januar 2002 wieder ins Studio, um unser nächstes Album aufzunehmen, an dem wir gerade schreiben. Ich kann darüber nichts erzählen, weil es noch nicht an dem Punkt angekommen ist, an dem es eine eigene Identität entwickelt hat. Alles was ich sagen kann ist, dass es sich ziemlich von dem unterscheiden wird, was wir bis jetzt gemacht haben.

Vielen, vielen Dank und die besten Wünsche!

Thank you so much!