Sami Mark Yahya, dem geneigten Leser wohl eher unter seinem Pseudonym Faderhead bekannt, ist schon ein gewisses Phänomen in der schwarzen Szene. Fünf Alben in Sechs Jahren, dazu eine EP und diverse Singles, die aus keinem Szeneclub wegzudenken sind, mögen zwar noch einige andere Künstler zu Stande gebracht haben, zieht man dann aber überaus erfolgreiche Europa- und US-Touren sowie nachmittägliche WGT-Auftritte vor einer rappelvollen Agra-Halle hinzu, wird die Luft schon dünner. Spätestens wenn man jetzt noch bemerkt, das es eigentlich nichts anderes als musikjournalistische Jubelstürme zu den Tonträgern des Herrn aus Hamburg gibt, ist klar, dass man es hier mit einem der wenigen Ausnahmekünstler in der Szene der letzten Jahre. Nun steht das fünfte Album in den Startlöchern und es gilt die Frage zu klären, ob Faderhead es schafft, qualitätiv an die letzten Werke anzuknüpfen. 'The World of Faderhead' wäre vermutlich ein recht passender Titel für ein Best-of und genau das ist die Platte auch, nur dass sie 13 neue Songs enthält. Ansonsten bekommt man genau das, was der Name Faderhead verspricht: Tanzflächenfeger mit einer soliden Portion Härte, ohne auf Melodie und gewissen Popappeal zu verzichten. Dazu wieder ein ordentlicher Anteil Elektroballaden, man will ja schließlich auch was fürs Sofa. Und da diese beiden Typen Songs ja sonst von so ziemlich jedem Künstler der Elektroszene bedient werden, zeigt der gute Herr Yehya auf jeder seiner Platten, dass er auch noch mehr kann. So gibts das recht housig-minimalistische 'Swedish models an cocaine' in dem man mit zwinkerndem Auge über das ach so harte Rockstarleben jammert oder das einfach nur wunderschöne 'Watching over you', der wohl beste und vielschichtigste Song der Platte, der ganz nebenbei mal wieder das Genie eines noch ganz anderen wohl bekannten Herrn aufzeigt: Hier featured niemand geringeres als Daniel Myer, der einmal mehr seinen Status unterstreicht. Textlich gibt es wieder das von Faderhead bekannte bunte Paket aus nicht ganz ernst zu nehmenden Partystupiditäten und tatsächlich nachdenklicheren Songs. Lyrikpreise wird auch diesmal nicht geben, aber das erwartet zum einen keiner und zum anderen ist man den meisten Elektrokünstlern immer noch meilenweit voraus. Intoniert wird wahlweise aggressiv oder lasziv, aber grundsätzlich mit einer ordentlichen Portion Auto-Tune, die manchmal auch zu groß ausfällt. Die Produktion ist wie zu erwarten ordentlich und professionell und inzwischen trotz der gezerrten Bässe ein wenig transparenter und differenzierter als auf den frühen Platten. Mal wieder fast alles richtig gemacht: Faderhead zeigt, dass seine verzerrte Mischung aus harten Bässen, Ohrwurmmelodien und auch dem ein oder anderen Leisen Ton auch im fünften Anlauf noch vorzüglich funktioniert. 'The World of Faderhead' ist ein spannendes Potpourri, in dem für so ziemlich jeden was dabei ist: Knackiges für die Tanzfläche, mal technoider mal poppiger, Ruhigeres und Aesthetischeres für den nachdenklicheren Moment und auch Ausgefalleneres. Eines der ersten Jahreshighlights 2012 ist hiermit gefunden.