Nach den beiden hochgelobten Alben "FH1" und "FH2" sorgte Anfang Juni diesen Jahres Faderheads Nachricht von der Trennung von Accession Records, und dass das für dieses Jahr angekündigte "FH3" wohl nicht mehr erscheinen würde, für einen echten Schock. Glücklicherweise hat sich jetzt doch noch eine Lösung gefunden und "FH3" erscheint bei L-Tracks, einer Tochter des Versandhandels Lost Legends. Angesichts der immer geringer werdenden Bereitschaft, für das was man mag und hört auch zu bezahlen, kann der Schritt von Faderhead, das Album doch noch zu veröffentlichen, nur als engagiert und mutig bezeichnet werden. Der Autor findet es nur zu verständlich, dass dann auch vielleicht etwas ungewöhnlichere Wege beschritten werden. Immerhin - es wäre ein Verlust gewesen, wenn dieses Album nie das Licht der Welt erblickt hätte. Faderhead ist sich treu geblieben. Faderhead hat sich neu erfunden. Widerspruch? Nein. Denn beides ist auf dem dritten Album aus seiner Feder in drei Jahren (alleine das eine nicht zu unterschätzende Leistung!) eingetreten. Faderhead klingt ganz nach Faderhead, dafür werden ihn seine Fans lieben. "Electrosluts Extraordinaire" und "Acquire The Fire", genau wie "Another Dead Boy" sind Tanzflächenfutter par excellence. Aber halt, da ist ja noch ein Song dazwischen: "Still Missing" zeigt ein Talent von Faderhead, das sich auf "FH3" zum ersten Mal mit Macht bemerkbar macht: Der Mann kann Balladen schreiben! Absolute Traumnummern. Mit "Let Me Go" und "Here With You" sind gleich noch zwei weitere Nummern vom gleichen Kaliber auf "FH3" vertreten. Grossartig. (Auch das vorab zum freien Download veröffentlichte "Exit Ghost" ist eine fabelhaft wehmütige Ballade - der Song hätte noch wie Arsch auf Eimer auf das Album gepasst...) Alle die jetzt Angst haben, Mr. Faderhead wäre auf seine alten Tage zu sentimental geworden, seien beruhigt, Tracks wie "Fuck What You Heard", "Hammer Of The Gods" und "TZDV" sind richtige Knaller - wobei hier auch Ironie und beissender Sarkasmus nicht fehlen dürfen. Im Grossen und Ganzen jedoch ist "FH3" textlich eher nachdenklich geraten, etwas das dem Ein-Mann-Projekt aber sehr gut zu Gesicht steht. Hier geht es nicht nur um Geldverdienen, hier geht es um Herzblut. Dafür auch Respekt. "Zigzag Machinery" und ein sehr eigenes und ruhiges "Mr. Fetus" sind dann auch die perfekten Tracks um ein perfektes Album zu beschliessen. Nach den schon genialen beiden ersten Alben legt Faderhead die Messlatte gleich noch mal ein ganzes Stück höher und beweist mit einer unnachahmlichen Souveränität und Eleganz, dass er zu der Speerspitze der innovativen Künstler dieser Szene zählt. Es steht zu hoffen, dass Faderhead weiterhin die Kraft und Energie (und vor allem auch: Lust) hat, ein aufgeschlossenes Publikum mit qualitativ hochwertigem Material zu versorgen. Die Produktion und das Songwriting kann wie schon die beiden Male zuvor nur auf's Höchste gelobt werden - glasklar und trotzdem an den richtigen Stellen "dreckig" - besser geht es nicht. Der Autor würde gerne sehen, dass dieser Silberling so erfolgreich wird, wie er es verdient hat, alleine um den Künstler zu bestärken, weiter so geile Musik zu produzieren. Chapeau!