Ich möchte ja diese Kritik des neuen Faderhead Longplayers nicht wie die des letzten beginnen, aber die Zeit vergeht in der Tat wirklich schnell. Zum Glück sind jedoch manche nicht untätig und so steht seit dieser Woche das Sequel zu FH1 im Regal unseres Plattenhändlers und heisst wie letztes Jahr eben angekuendigt FH2. Einen Vorboten dazu ("Dirtygrrrls Dirtybois") hat es bereits im Dezember gegeben und dieser liess ein wenig ahnen, was auf uns zukommen wird.

Das Album als Ganzes klingt unverkennbar nach Faderhead, sehr melodisch, sehr verspielt (auch wenn es wieder Kritik hagelt, Leute, Ohren auf, es prickelt nur so, was die Nuancen angeht!) - aber auch sehr an den Vorgänger angelehnt - meinte ich zuerst. Im direkten Vergleich merkt man aber gewaltige Veränderung. Weit exaktere Soundstrukturen gebündelt mit verdammt subtiler Produktion! Jeder Beat und jedes Klangelement kommen noch präziser und irgendwie kompletter daher als auf FH1, die massiven Basslines sind verheerend (Houston!!!). Nun aber zu den Tracks im Detail. "This is not a clubtrack", das Intro, ist gleich mal einer meiner Anspieltips. Sicher eben kein Clubtrack, aber ein phantastischer Einstieg zu den fast 60 Minuten FH2, ein eher ruhigerer Track, flächig und bestimmend. Schon hier ist die Bassline ein Hauptbestandteil der Nummer. Es kann los gehen! "Girly Show" legt hörbar einen Schritt zu. Diese Nummer lebt weit mehr vom Text, ist sehr melodisch und gut zum Mitsingen ;-) Nummer drei, "Gritty beats no relief" rattert basslastigst dahin. Hab ich die Basslines schon erwähnt?

Nicht auf fetten Systemen abgespielt kommt FH2 nur annähernd zur Geltung, sei zwischendurch mal angemerkt. Mein absoluter Fave folgt sogleich, "Break apart again" hat alles, was eine Nummer für mich braucht: Einen grossen Einstieg mit Getöse, einen feinen Refrain zum Mitsingen und viel Abwechslung in den Sounds. "Houston" leutet dann die etwas brachialere Seite des Albums ein, vernichtende Beats, verzerrte Vocals, das ist ein Clubtrack! "Sentimental again" ist wieder etwas sentimentaler, wie der Titel vermuten lässt - ja wirklich. Baladenhaft bildet es eine gute Mitte des Elektropakets und ist mit Abstand die ruhigste Nummer auf der Platte. Einen heftigen Kontrast dazu bildet "All dead", Shout & Dance lautet hier die Devise. "Friday night binge" trifft dann wieder in die einfühlsamere Ecke, ebenso einer meiner Lieblingstracks. "Noisebastardz" kracht alternierend wieder etwas mehr, "Dirtygrrrls dirtybois" ist uns schon bekannt und bleibt nach wie vor im Ohr und im Player. "Listen you f****s" ist ein recht eindeutiger Sample den Faderhead als Intro des nächsten Tracks einbaut... "Losing for real" ist ein Ausnahmestück auf der Platte, die Nummer hat - wie vielleicht schon in anderen Nummern bemerkt - extrem fette Bässe, treibt aber vorwiegend durch ihre Vocals massiv voran, progessivster Sprechgesang mit deutlicher Wirkung, yeah! ...and you are losing for real! "Coke for my ass" ist ähnlich gesungen, irgendwie ruhiger und recht einfach gestrickt, aber die Bassline hat abermals was zu bieten und auch die Lyrics gefallen.

"Mono Man", wo auch Live Keyboarderin Dr.T mitwirkt, ist dann um einiges frischer und motiviert wieder zum Tanzen, der sehr quirlige Refrain erinnert zwar an ein Kinderlied, sollte aber beim augenscheinlich erwachsenen Zielpublikum von Faderhead sehr gut funktionieren. Mit "Storm sparks structure" endet FH2 in einem sehr starken und aggressiven Floorfiller, der sicher die Massen bewegen wird. Fazit: FH2 ist ein Jahr nach dessen Vorgänger musikalisch zwar im gleichen Segment angesiedelt, hat aber doch andere Bereiche in Sachen Produktion, Songwriting und Gesang erreicht. Einzig derselbe Kritikpunkt, wie das letzte Mal, 57 Minuten sind zu wenig ;-) Ansonsten ganz grosses Tennis!