Könnte man Noise verflüssigen, wären Ex.Order die Meister dieser Kunst. Kein hämmernder Beat und keine hochfrequenten Töne malträtieren die Ohren. Das Duo vertont ambiente Musik im Noise-Gewand. Und trotzdem scheint es so, als ob René Lehmann und Knut Enderlein den aggressiven Teil, den sie bei Inade hinter sich lassen, in Ex.Order zum Ausdruck bringen wollten. Wie schon auf den vorangegangenen Alben, erwartet uns auf "Shuchu Ryoku" kein schonungsloser Lärm, sondern ein wohldosierter Geräuschpegel, der noch viel Raum für Beiwerk lässt. So sorgen etliche Samples für Orientierung für den interpretationsfreudigen Hinhörer. Im dritten der durchnummerierten Tracks wird gar ein Sample ständig wiederholt. Gebetsmühlenartig erscheinen die Worte immer wieder. Thematisch handelt das dritte Album der beiden Leipziger von der Kraft der Konzentration, was die Übersetzung des japanischen Titels bedeutet. Dabei geht es vor allem um Kontrolle und Macht, was die Sprüche im Booklet verdeutlichen. Ähnlich verhält es sich mit der Musik. Augenscheinlicher Lärm wird gezügelt, gebändigt, in eine liquide Form gebracht und über den grollenden aber gedämpften Rhythmusstrukturen ergossen. So schachteln sich einzelne Ebenen ineinander, nehmen aufeinander Bezug oder laufen konträr. "Shuchu Ryoku" klingt an manchen Stellen fast so, als ob man sich dazu entspannen könnte, erzeugt aber gleichzeitig eine innere Unruhe, die eine Entspannung unmöglich macht. Diese erzeugte Nervosität ist es auch, die sich einerseits wie ein roter Faden durch das Album zieht und andererseits den Hörer bei der Stange hält. Mit "Shuchu Ryoku" haben Ex.Order wieder einmal ein sehr intensives Stück Noise Ambient vorgelegt.