Wenn etwas aus dem Hause Electric Tremor kommt, dann kann das – Achtung! – nur ... EBM sein, jawohl! Und zwar der Sorte alte Schule. Anlässlich des 20jährigen Bestehens der ungarischen Formation Escalator, bestehend aus 2RT, tb und IGOR404, veröffentlicht das Dessauer EBM-Kollektiv mit "Antologia 1989-2009" eine Best-of-CD der Band, die vermutlich erst mit diesem Release die Aufmerksamkeit bekommt, die sie all die Jahre verdient hätte. Escalator dürfte, lange mangels Plattenvertrag, und dann, als man beim ungarischen EMI-Ableger unter Vertrag war, vermutlich mangels „Propaganda“, nur wenigen eingefleischten Fans ein Begriff sein, die heute zuhause vielleicht noch Material der auf selbem Terrain operierenden Slowenen Borghesia stehen haben (und altersmäßig die 30 schon gut überschritten haben). Ausgewählt wurden für die Zusammenstellung 12 Stücke verschiedener Veröffentlichungen aus den Jahren 1991 bis 2001, von der ersten Veröffentlichung "No accoustic music" aus dem Jahre 1989 tauchen jedoch keine Stücke auf. Denkt man sich in die musikalischen Jahre der frühen 90er zurück, wird schnell klar, dass "Anthologia 1989-2009" eine Zeitreise ist, die ihren ganz eigenen Klang und Charme hat. In schönster Kraftwerk-Tradition und mit unverkennbaren Parallelen zu Front 242 (bis ca. 1993) zelebrieren Escalator musikalisch wie optisch Electronic Body Music, die in die Beine geht und inhaltlich das "4M-Themenfeld" bedient, nämlich Männer, Muskeln, Militär und Maschinen. Genauere Lyrik-Analysen sind allerdings – und das ist schade! – mangels vorliegender Übersetzungen aus dem Ungarischen nicht möglich. Mit Ausnahme der im Beat Club Dessau aufgenommenen vier Live-Stücke, die allesamt sehr leise und nicht von guter Qualität sind, lassen sich Klassiker wie "Andromeda", "Hivom A Multat" und "Anatomia" (auf der CD als bisher unveröffentlichte Version enthalten und fast schon ein wenig an Robotiko Rejekto erinnernd) von beeindruckender Qualität anhören und können sich in ihrer minimalistischen Form, die Sound und Rhythmus auf das Wesentliche konzentriert, anschicken, die Tanzflächen der Clubs in Bewegung zu versetzen. Einfache Geräusch- und Soundsamples, analoge Loops und – im Gegensatz zur heute gepflegten Unart, mit unerträglicher Voice-Verzerrung zu arbeiten – nur minimal verfremdete Stimmen sowie eine dominierende Rhythmussektion fern jeglichen Breitwandsounds machen Laune auf die flotte und durchdachte, fast schon an Pionierarbeit grenzende Mucke, die hohes Infektions- und Suchtpotenzial besitzt. Pflichtkauf für jede Sammlung!