Portugal ist zurück. Weniger spielerisch als musikalisch, auch wenn das VÖ-Datum genau genommen ca. zwei Monate vor dem EM-Aus liegt. Landestypische Besonderheiten finden sich auf dem Silberling allerdings nicht, wenn wir schon bei diesem Vergleich sind. Es sind eher die schon beim Erstling "Matte" genannten Gemeinsamkeiten zu Hocico, Amduscia und Hellectro-Konsorten, die ESC auch beim Nachfolger "Enhancer" fast in Reinform zelebrieren. Da die Portugiesen aber doch einen gewissen erkennbaren eigenen - angenehmeren - Stil haben, wenn man den Harsh-Electro-Wust etwas separiert, legte ich ESCs (Eden Synthetic Corps) "Enhancer" mit einer gewissen Vorfreude in den Player und ... ...dachte nach den ersten Titeln, dass "Enhancer" eigentlich "Extended" heißen sollte. Es war bzw. ist die nahtlose Anknüpfung an "Matte" mit der so oft typisch galoppierenden Bassline, den stampfenden Beats, den verzerrten Vocals, kleineren Melodievariationen, die öfter mit ein und derselben hohen sequenzierten und arpeggierten Synthiline realisiert wurden. Das Tempo unterliegt keinen allzu großen Schwankungen, alles ist auf die 12 ausgerichtet. Allzu glücklich ist diese Konstellation nicht gerade, wenn man über die vielen Ähnlichkeiten im Umfeld der Band nachdenkt. Doch ESC wären nicht ESC, wenn sie nicht versuchten "Enhancer" zumindest einen "Matte"-enhanced-Touch zu verpassen. So widmen sie sich thematisch nicht gerade ganz wohlgesinnt den Frauen (textlich und grafisch sehr schön im Booklet visualisiert) und erschufen mit "Totes Licht" einen komplett deutschen Titel, der außerdem mit relativer Langsamkeit ausgestattet wurde. Interessant und merkwürdig zugleich, dass gerade Deutsch in diesem Genre von ausländischen Bands als Zweitsprache präferiert wird. Mit kleineren Zusätzen anderer, zwar auch bekannter Klänge, fallen einige Titel freilich nicht gleich aus der Reihe, können aber zumindest das "enhanced" bestätigen. So bekommen mehrere Songs durch melodische Einflüsse neben Flächen etwas mehr Abwechslung wie bspw. bei "Waste Of Ammo", "Alpha Male", "Attention Whore" und "0.26" oder den beiden Anspieltipps der CD: "Architecture" und "Deathtrap Circus". Dieser Aufzählung nach zu urteilen hat "Enhancer" seine Stärken eher in der zweiten Hälfte. Also: Nicht zu Beginn den Mut verlieren sondern schön weiterhören! Noch haben ESC den Bonus, ihren eigenen Stil mit dem zweiten Release zu festigen. Aber nun steht auch langsam die Zeit der Veränderung auf dem Plan, ansonsten geht der Daumen mit der nächsten Kritik von halb gen Himmel in die umgekehrte Richtung.