Seit ihrer Gründung 2005 hat die vierköpfige portugiesische Electro-Industrial/Harsh Industrial-Kombo ESC (Eden Synthetic Corps) über 2 Alben hinweg ihren Bekanntheitsgrad erfolgreich ausgebaut und einiges an Anerkennung erarbeitet. Mit ihrem dritten Album, "Eight Thousand Square Feet", konnten sie sich mehrere Wochen lang in den Top10 der DAC halten und damit an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen. Auch das positive Feedback dürfte dazu beigetragen haben, dass sie ihren Namen endgültig in den höheren Rängen der kontemporären Genre-Vertreter etablieren konnten. Zunächst möchte ich das Comic-Cover und -Booklet des Albums loben, denn es sieht zum Einen ansprechend aus und zum Anderen hat man sogar etwas interessantes zu lesen (ich habe kein besonders starkes Bedürfnis nach Lyrics). Aus der Perspektive eines leicht psychopathischen Ich-Erzählers (das Album "Enhancer" erzählte schon von einem Frauenmörder) bekommt man eine kurze, scheinbar nicht ganz kohärente Gerschichte präsentiert, die auch immer Bezüge zu den Liedern herstellt. So erwähnt der Erzähler ein Buch namens "Leitbild" des Autors Carsten Jacek oder berichtet davon, wie er eine Art Moschee betritt, in der er etwas hört, was wie Koran-Verse anmutet. Diese Passage ist im Track "The Grand Atrium" enthalten. Musikalisch bewegen sich ESC auf bekannten Pfaden, d.h. verzerrte, eher gesprochene als gesungene Vocals, grösstenteils Four-on-the-floor Beats (mit Snare auf jeder zweiten Viertel), sehr catchy Synthlines, eine Menge Arpeggios und dezent im Hintergrund schwebende Synthieflächen. Für etwas mehr Spannung innerhalb der Lieder sorgen z.T. ausgedehnte Breaks, die meist das Tempo etwas herausnehmen und die Wirkung des danach einsetzenden Beats verstärken, so gibt es im z.B. Titeltrack beat-deprivierte Passagen mit Klavier- und Streicher-Arrangement. Mein Favorit des Albums ist das bereits erwähnte "Leitbild" mit Carsten Jacek am Mikro, welches ruhiger daherkommt und mehr auf Atmosphäre setzt als der Rest. Diese Kollaboration, wie auch die mit Jan Lehmkämper (X-Fusion/Noisuf-X), verdeutlicht die hohe Anschlussfähigkeit des Sounds der vier Protugiesen, denn die Stücke würden auch als genuine Erzeugnisse der Gastsänger durchgehen. Laut Promosheet geht es ESC auch darum, sich "neben Hunderten von Klonen einzigartig zu machen", was ihnen auf "Eight Thousand Square Feet" meiner Ansicht nach nur begrenzt gelingt. Zwar emergiert ein differenzierbarer Stil, doch die einzelnen Komponenten (Instrumente, Aufbau, Rhythmus) sind schon bekannt, d.h. ihre "Einzigartigkeit" ergibt sich aus dem Zusammenspiel. Dies führt z.B. auch dazu, dass mich die Synthies im Refrain von "-48°C" sehr stark an Red Cell\'s "Substitute" von 2008 erinnern, die Ähnlichkeit ist für meine Ohren überraschend (oder sollte ich sagen enttäuschend?) hoch. Insgesamt klingt das Album feingeschliffener als die Vorgänger, was man jedoch auch so umdeuten kann, dass es weniger Kante bietet. Die hämmernden Beats und schnell hängen bleibenden Synthlines sollten nichtsdestotrotz für ausreichend Unterhaltung bei Fans von SITD, X-Fusion, Funker Vogt, Grendel, Amduscia und anderen Produzenten energiegeladener Stampf-Orgien sorgen.