Kalt und starr steht es auf dem Hügel, der Wind zerrt an ihm.... das "Wetterkreuz" ragt wie ein Mahnmal über uns auf. Und wie die Jahre Kerben schlagen in den schweren Granit so schlug die Zeit auch Kerben in die vor drei Jahren hochgelobten Schwarzheimer Geïst. Die "Galeere" fand fast ausnahmslos Zuspruch in der damaligen Presse und die fünf Herren schienen oben angekommen. Drei Jahre vergingen, drei Herren gingen und auch zwei Buchstaben mussten dran glauben. Das nunmehr verbliebene Duo Eïs will nicht aufgeben, das Ergebnis weiß aber nicht ganz zu überzeugen. Klaus Kinski spricht die ersten Zeilen gegen den Wind an. Dieser Moment ist stimmig und mitreißend doch das wahnsinnige Genie hinterließ nicht nur Meisterwerke (z.B. aus der Herzogschmiede) sondern auch jede Menge dilettantischen Schund, der allein durch die Kinski Magie größer wirkte. Also ist dieser Sample zum Mann aus Stein kein Garant für hohes Schaffen, weiß aber zusammen mit dem einsetzenden tonnenschweren Gitarrenriff voll zu überzeugen. Nach diesen ersten Minuten hat man Eïs in voller Kraft erlebt. Der zweite Höhepunkt zieht sich recht gut verständlich durch das Album: Die Texte auf "Wetterkreuz" lesen sich fantastisch, mitreißend - aber vor allem lesen sie sich gut. Denn der eigentliche Knackpunkt ist die Musik auf Albumlänge - zumindest in meinen Ohren will es nicht richtig zünden. "Wetterkreuz" ist erwartungsgemäß großartig eingetrümmert worden, doch hat man dies nach den gebotenen Leistungen auf "Galeere" nicht anders erwartet. Spröde und abweisend erklingt die Produktion, hier hat die Auerbach'sche Reglerkunst gut gewirkt. Musikalisch und gesanglich bewegen sich Eïs in einem sehr ähnlichen Gefilde wie die Labelkollegen Helrunar. Doch genau wie diese auf ihrem letzten Album "Sol' schafft es auch das Duo nicht, der Musik die gleiche Schwere zu geben wie den Texten. Da werden in fünf überlangen Song gute Riffs ineinander verwoben, Gitarren klingen mächtig, das Drumming ist vielschichtig und die Keyboards sind angenehm dezent. Aber an keiner Stelle reißt die Musik mit. Sie lässt eher kalt, zieht vorbei wie der Wind am Kreuz. Schlecht ist sie nicht, aber eben bei weitem nicht besonders. Was soll man eben sagen? Inhaltlich wird hier Großes geboten und wer mit solider bis guter Begleitmusik leben kann, dem kann "Wetterkreuz" einiges geben. Mir aber nicht, für mich stehen Melodien über allem bei einem Album. Deswegen bleiben solide 3,5 Punkte und die Lust auf etwas mitreißendes wie die letzten Werke von Lunar Aurora, Alcest oder Woods of Desolation.