Ob sich Erik Penny mittlerweile an den Gag gewöhnt hat, der üblicherweise mit seinem Umzug von Potsdam nach Berlin gemacht wird? Dieses Potsdam ist nämlich nicht das nah an Berlin gelegene, sondern jenes im Bundesstaat New York in den Vereinigten Staaten. So trieb es denn Erik Penny erst nach El Paso, dann nach Los Angeles und von dort direkt nach Berlin. Krasser könnte der Unterschied fast nicht sein, aber Herr Penny scheint sich in Berlin sau wohl zu fühlen. Er zog erst gegen Ende 2008 in die deutsche Hauptstadt, startete daraufhin gleich im Januar 2009 eine Tour und veröffentlicht jetzt schon sein erstes, in Berlin entstandenes Album "Bend". Nun ist aber das Veröffentlichen dem Singer-/Songwriter nicht ganz fremd, stammen doch schon zwei EPs und zwei Alben aus seiner Feder. Für seine Songs hat er sich von Geschichten aus seinem Leben inspirieren lassen, von Erlebnissen, die ihm in der Hauptstadt widerfahren sind. "Bend" beginnt mit "Under The Gun" in klassischer Songwriter-Manier: Ein Mann und seine Akustikgitarre. Später kommen erst Klavier und dann Schlagzeug und Cello hinzu und noch später sogar E-Gitarre. Irgendwie ein recht schlicht wirkender Song, die Melodie bleibt aber hängen. Bei "Santa Ana" mit dem trauernden Cello wird man unweigerlich an Nick Cave und den im Hintergrund fiedelnden Warren Ellis erinnert. Natürlich ist es bei Erik Penny kein Warren Ellis, der dort den Bogen schwingt, aber auch der Neuberliner hat sich hochkarätige Unterstützung an Land gezogen, wie etwa Cellistin Frederique Labbow (Die Happy), Mocky (Gonzales, Feist) oder Simon Frontzek (Tomte). Aber allein der stimmliche Unterschied ist zu groß, als dass man ernsthaft Parallelen ziehen könnte. Erik Penny besitzt nämlich ein sehr warmes, ja fast soft klingendes Organ, bei dem man sich manchmal schon etwas mehr Power wünschen würde, gerade weil Herr Penny musikalisch durchaus sehr abwechslungsreich zu Werke geht. Und er hat dabei ein Händchen für Melodien. Der Refrain von "Fear Of Flying" muss mittels Strafverbannung aus dem Kopf vertrieben werden, bevor er dort immer wieder umhergeistert. Das schöne "Cherry" erinnert an ein wenig an 18 Summers, da der Gesang ähnlich stark zurückhaltend. "Side Of The Road" ist der klassische Radiosong, den man unterwegs im Auto auf volle Lautstärke dreht und mit grölt. Ja, Erik Penny hat Potential, dass er auf "Bend" aber noch nicht ganz auszuschöpfen weiß. Da dürfte es an der einen oder anderen Ecke ruhig mal etwas rauer zugehen. Die Platte klingt dann doch etwas zu glatt. Alles zusammen ergibt "Bend" daher ein sehr sympathisches Album, das aber zu wenig Akzente setzt. Da ist noch wesentlich mehr drin.