Erdlicht ist das neofolkig angehauchte Ambient-Projekt von N.Strahl.N-Mastermind Mario W. Löhr, das er Frühjahr 2007 als Huldigung von "ursprünglicher Erde und Natur" ins Leben rief. Optisch, wie sollte es anders sein, übt man sich in alter Frakturschrift und holt sich die obligatorische Rune ins Logo. Das auf 150 Exemplare limitierte Konzeptwerk "Morgenröthe/Abendroth", gepresst auf CD-R, erscheint in weißer DVD-Hülle und enthält vier Fotokarten stark folkloristischer Prägung, auf 40er-Jahre getrimmt und nackte Menschen im Felde zeigend. Ihrem Titel entsprechend gliedert sich die Veröffentlichung in die beiden Parts "Morgenröthe" und "Abendroth", die jeweils drei bzw. vier zum Teil bis zu 10 Minuten lange Titel umfassen, welche schlicht "Teil I-III" sowie "Teil I-IV" benannt sind. Selbstredend bietet "Morgenröthe/Abendroth" keine rhythmische, cluborientierte Elektronik, sondern sehr ruhigen, minimalistischen Ambient mit ein paar Neo Folk-Anleihen, d.h. dezente, einfache Gitarren-, Flöten- und Akkordeonmelodien, welche den täglich aufs neue wundersamen Sonnenverlauf in Form eines ergreifend rot gefärbten Himmels repräsentieren. Während "Teil I-III" sehr leise und ganz simpel arrangiert ist – denn schließlich erwacht der Tag ja erst und noch nicht alle Lebensgeister finden sich von den Sonnenstrahlen wach geküsst –, präsentiert sich der Part "Abendroth" zu seinem Beginn melodischer, kraftvoller und wacher, denn nach einem langen, hellen Tag strahlt hier die Sonne in ihren letzten Minuten, um hernach langsam zu verblassen, der Dunkelheit ihren Platz anzubieten und anderen Erdvölkern Leben und Energie zu schenken. Immer wieder kann man sogar zarte Laute von Feld- und Wiesentieren vernehmen. Schließlich endet auch dieser Tag so ruhig und friedvoll, wie er Stunden zuvor angebrochen war. "Morgenröthe/Abendroth" ist kein musikalischer Geniestreich, aber schön umgesetzt. Alle Titel schaffen es mit behutsamer Leichtigkeit, Ruhe, Entspannung und inneren Frieden in Geist und Körper einziehen zu lassen. Das Album kann zu jeder Jahreszeit gehört werden, sei es, um einen Tag ruhig zu beginnen oder um einen turbulenten andächtig ausklingen zu lassen. Feine, filigrane Melodien für ein gutes, differenziertes Gehör, ohne Lagerfeuerromantik, dafür mit einigem an Authentizität.