Epitimia stammen aus St. Petersburg. Seit nunmehr 12 Jahren sind die beiden Herren und die Dame zusammen unterwegs, sechs Alben hat man bereits auf dem Zeiger und nun wagt man sich deutlicher westwärts um mit Album Nummer sieben auch in hiesigen Gefilden Eindruck zu schinden. Inwieweit 'Allusion' das in meinen Ohren zulässt könnt ihr im Folgenden lesen.

Beginnen wir mit dem Aspekt, der mir als erstes entgegenstrahlt und mir am wenigsten gefällt: Das Coverartwork ist so gar nicht meins, ich wüsste stilistisch nicht, was für ein Album mich hier erwarten sollte und ich fühle keine wirkliche Verbindung zwischen der eher kalten, modernen Optik und den eher altmodischen, klassischen und sehr melancholischen Tönen. Die hingegen sind wirklich ordentlich. Epitimia liefern meist eher gemächlichen, schwermütig walzenden Black Metal, den ich eher in die DSBM Ecke rücken würde, als in den vom Label (und der Band?) vorgeschlagenen Post Black Metal Bereich. Ja, hier wird Wert auf Atmosphäre gesetzt, zu jedem Zeitpunkt spielen Epitimia aber in klaren Strukturen, es gibt quasi keine atmosphärischen Parts. Das muss ja auch nichts Schlechtes sein, denn das Trio macht seine Sache ungemein gut, erinnert mich (nicht allein durch die russischen Vocals, die sehr um Abwechslung bemüht sind) an andere Vertreter melancholischer Härte aus dem Osten Europas, wie Drudkh. Alle Songs dauern zwischen sechs und acht Minuten und bieten nur so viele Längen, wie die Band absichtlich einbaute – da kann ich eigentlich nur vorwerfen, dass es nur zweimal wirklich gelingt, melodisch aufhorchen zu lassen: "Waiting for the doom" hat mein kaltes Herz berührt und "Post scriptum" wagt dann zum Albumende einen deutlichen Bruch und liefert eine etwas krude Mischung aus Goth Rock Vibes und hysterischer, aber eher ausgelassener Härte, die zwar irgendwie etwas fehl am Platz erscheint, aber in seiner beschwingten Andersartigkeit sehr viel Spaß macht. Ansonsten ist kein einziger Song ein Ausfall, aber eben auch nichts, was man nicht unter anderem Namen genausogut oder gar besser hören kann.

Die knappe Stunde ist zusammengefasst erfreuliches Futter für alle Herbstmelancholiker im Black Metal Lager und eignet sich wirklich gut für Spaziergänge durch Dämmerung, Sturm oder Nebel. Damit liefern Epitimia eine feine Visitenkarte aus der zweiten Reihe und hinterlassen zwar keine restlose Begeisterung, jedoch einen grundsätzlich guten Eindruck. Und das ist schon mehr als das, was andere mit ihren Werken in meinem Kopf bewirken.

 

Epitimia

Allusion
 

23.10.2020

Eigenproduktion

 

https://epitimia.bandcamp.com/album/allusion

 

01. Clue I: Animist
02. Clue II: Melencolia I
03. Clue III: Waiting for the doom
04. Clue IV: I aspire like a bird
05. Clue V: Altered state of consciousness
06. Clue VI: Schizophrenia
07. Clue VII: Post scriptum