Mit seinem letzten Album "Voyaguer" von 2003 hatte sich Enigma etwas weit von dem ursprünglichen Pfaden abgesetzt und damit der Stammhörerschaft vor den Kopf gestoßen. Das neue Album "A Posteriori" versucht eindeutig, diese Wunde wieder zu schließen und Enigma wieder seinen ätherischen Charakter zu verleihen. Michael Cretu, der Mann hinter Enigma, verpasste dem Album ein lateinisches Gesamtkonzept, das sich auch auf der Homepage fortsetzt und eine visionäre, interstellare thematische Orientierung. Der Griff nach den Sternen scheint Enigmas neues Motto zu, denn Herr Cretu hat sein altes, riesiges Studio gegen ein kleines eingetauscht, ganz so, als ob er sich nun auf die wichtigen Dinge konzentrieren will. Das tut er dann auch, indem er mit noch mehr künstlichen Tönen und Soundtüfteleien spielt und somit das Wesen des Albums prägt. Nicht nur die kaum eine Rolle spielenden Gitarren kommen aus dem Synthesizer, selbst der ohnehin schon wenige Gesang ist digital. Ein "künstliches" Album als Ausblick in die Zukunft? Die Reminiszenzen an Jules Verne oder Galileo Galilei scheinen also nicht von ungefähr zu kommen. Dennoch ist "A Posteriori" leider ziemlich belanglos ausgefallen. Für seinen Entstehungsort Ibiza mit Sicherheit genau das Richtige, um in einer Lounge Bar am Meer zu chillen, aber viel mehr Aufmerksamkeit verlangt "A Posteriori" auch nicht. Trotzdem bleibt es als Enigma-Album erkennbar und dürfte damit all jene erfreuen, die mit "Voyaguer" nichts anfangen konnten. Wer ein Chill-Out-Album von konstanter Güte sucht, der wird mit "A Posteriori" gewiss fündig. Auf nennbare Höhepunkte muss man allerdings verzichten, denn gerade die meditativ wirkende Musik lässt einen die Musik an sich schnell vergessen. Michael Cretu werden kritische Worte der Presse zu seinem Album wohl wenig stören, denn schließlich zeichnen die Verkaufszahlen ein deutliches Bild von Enigmas Erfolg und das dürfte sich auch bei "A Posteriori" nicht ändern. Wenn der Anspruch im Vorfeld nicht so hoch geschraubt und das thematische Feld vielleicht nicht so hochtrabend angesiedelt wäre, würde das Album genau seinen Zweck erfüllen: Unterhaltungsmusik für ein- oder zweisame Stunden, zum Sich sammeln und Entspannen. Nicht mehr und nicht weniger.