Momentan ist es nicht selten der Fall, dass man ein Album auf den Tisch bekommt, was zwar das allererste Lebenszeichen überhaupt der jeweiligen Band ist, laut Presseinfo trotzdem gespickt ist mit Songs, die schon legendäre Clubhits sind (wo auch immer). Oft hört man dann (zum Glück) nie wieder was von einer solchen Band. Umso erfreulicher, wenn es mal andersherum läuft. Dependent hat hier gerade zwei Eisen im Feuer. Acretongue und Encephalon haben es in den letzten fünf Jahren auf mehrere „Septic“ oder „Dependent“ Sampler geschafft, bevor nun endlich die ersten offiziellen Alben in Deutschland erscheinen. Und das sogar zum Angebotspreis von jeweils gut zehn Euro. Nicht zuletzt dank des großartigen „The Killing Horizon“ von der Labelcompilation „Dependent 2010“ war ich sehr gespannt auf den Erstling des Trios aus Ottawa. Die erste Anmerkung gilt dem Cover. Bei aller Liebe zu Giger, was soll das denn? Dabei ist der Rest des Artworks doch gelungen. Egal, es zählen bekanntlich eh nur die inneren Werte und die Dame und die Herren werden sich dabei etwas gedacht haben. Die erste Erkenntnis in Bezug auf die Musik hingegen ist nicht wirklich neu. Es ist etwas völlig anderes einzelne Samplerbeiträge regelmäßig zu hören, als ein komplettes Album am Stück. Und so wird spätestens bei „The Transhuman Condition“ klar, dass Herr Karstedt vom Sonic Seducer völlig Recht hat. Die Kanadier erinnern stark an Second Voice! Was nicht nur am variablen Gesang liegt, sondern auch daran, dass Encephalon schwer zu kategorisieren sind. Es geht munter hin und her. Mal klingen wie erwartet die kanadischen Wurzeln durch („Rise“), dann überrascht mich „Face First“ (inklusive Unterstützung von Fractured) - als erster Future-Pop Songs seit Jahren, den ich richtig gut finde. Wie unheimlich. Dazu so etwas Ähnliches wie eine Ballade. Unterbrochen von einem plötzlichen Beatgewitter mit harshen Shouts im Mittelteil („A Lifetime Pupperty“). So positiv anstrengend waren in der Regel auch die ruhigeren Song von Second Voice. Unbestrittener Höhepunkt bleibt das dramatische „The Killing Horizon“, (im doppelten Sinne) gefolgt von „Marianna´s Trench“. Dieses Album ist beileibe nicht das, was ich erwartet habe. Und nicht jeder Song kann die großen Erwartungen erfüllen. Insgesamt jedoch macht „The Transhuman Condition“ sehr viel Spaß und bietet immer etwas Neues zu entdecken. Es wäre großartig, wenn sich mehr Bands diese Freiheiten nehmen würden. Bei dem Preis ein absoluter Kauftip. Nein Pflichtkauf. Trotz des Covers.