Zurück nach Mittelerde! Der Ausflug in die Fantasywelt von Steven Erikson’s „Das Spiel der Götter“ war mit Caladan Brood leider eher enttäuschend weil viel zu nah an Summoning. Doch 2014 erschien ein weiteres Debut aus dem Bereich keyboardgeschwängerter Metal-Epik und auch wenn der Italiener Saverio Giove sicherlich Alben des österreichischen Duos öfters aus dem Schrank zieht und lauscht macht er sich des Plagiats nicht schuldig sondern überzeugt mit einem Sound, der durchaus eigenständig ist. Zuallererst erhält das Album, das er 2013 bereits gratis online veröffentlicht hatte und dessen Erfolg zu diesem "echten" Release über Northern Silence Productions führte, das Prädikat "wirklich gelungene Verpackung": Ich habe mich in das Digipack mit seinen wunderschönen Zeichnungen (die ein wenig an den PC-Klassiker Dragons Lair oder das Gesellschaftsspiel Dixit erinnern) verliebt und auch der Musiker selbst präsentiert sich angenehm, ritterlich und dezent. Tolkiens Erzählung von Túrin Turambars ist Grundlage dieses Konzeptalbums, das praktisch den gesamten Verlauf beschreibt. Wer noch einmal nachschlagen will muss sich für die unvollständige Erstversion an das „Simarillion“ und aufgearbeitet an „Die Kinder Húrins“ halten. Emyn Muil nutzen dieses inhaltliche Fundament für eine musikalische Mischung aus Summoning (soundtechnisch zur 'Minas Morgul' Phase und damit qualitativ 20 Jahre Keyboard- und Drummaschinenentwicklung verpassend) und einer gewissen mittelalterlichen und dezent orientalischen Stimmung à la Rivendell (doch weitaus spannender umgesetzt). Doch anders als das große Vorbild ist die Umsetzung der metallischen Momente eher an der klassischen Vorgehensweise von 'richtigen' Bands orientiert und weniger pompös und stoisch dahin walzend. Zusätzlich finden sich in den zahlreichen ruhigen Momenten Verweise zu Pazuzu (zur 'Awaken the dragon' Phase), Hrossharsgrani oder anderen soundtrackähnlichen Bands. Diese werden um stimmungsvolle, wenn auch unaufdringliche Samples ergänzt. Dies ergibt ein stimmiges Gesamtbild mit durchaus eigener Note, dem man die Soundqualität augenzwinkernd als „retro“ durchgehen lässt. Musikalisch erfindet Emyn Muil nicht das Rad neu, zu keinem Zeitpunkt würde ich von kreativer Innovation sprechen. Doch werden im gesamten Verlauf die einzelnen Elemente mit eleganten, düster-melancholischen und nicht zu aufgesetzten Melodien zu einem passenden ganzen Verknüpft und bis auf die beiden Aussetzer „Mîm's betrayal“ und „Dark riots from Angband“ in der ALbummitte kann ich Freunden des Genres ausnahmslos jedes Lied empfehlen Ganz anders als die in meinen Ohren überbewerteten Emporkömmlinge Caladan Brood hat sich diese Exkursion in das Lager der Nachahmer deutlich gelohnt. Dieses Debut ist trotz günstig-dosigem Sound würdig, auch mal ein Summoning Album aus dem Player zu holen und etwas Ähnliches aber nicht Gleiches zu hören, ohne dabei zu denken „na, da hätt‘ ich auch gleich das Original drinlassen können“. Glückwunsch und toi toi toi – den Namen Emyn Muil sollte man sich merken (wenn man sich ihn merken kann).