Bekanntlich ist der erste Eindruck ja immer der Bleibende & wer bitte kann sich hierzulande Emilie Autumn anders als jene crazy feuerrote Centerfold-Emanze vorstellen welche für sich ein eigenes Genre namens Victoriandustrial in Anspruck nimmt? Das edle, nicht DIN-CD-Regal-fähige, Hardcover-DigiBook dieses Re-Releases wirkt für jene Dame optisch ungewohnt a la Hörbuch einer weiteren Prinzessin Lillifee & nachdem auch noch der Schuber abgestreift ist, macht beherzt märchenhafter Sloganismus klar das es sich hierbei quasi um historisches Material handelt. Enchant war ihr 2002er Longplayer-Debüt & ebenso wie diverse vorangegangene Tätigkeiten als Autorin, Parfüm- & Kleider-Designerin ist es ein Kind ihres successful self-made female business.

Alle Texte, jegliche Kompositionen sind von ihr. Ebenso die Produktion, die Einspielung aller Instrumente & keine Frage... natürlich auch auf ihrem eigenem, in Chicago beheimateten, Label Traitor-Records erschienen. Neu hinzugekommen ist in der Trisol-Edel-Version lediglich ein lustig grünes Booklet mit allen Lyrics in krakeliger Kleinmädchen-Tagebuch-Typographie. In den Player eingelegt beginnt die Platte sogleich mit kindlichem Spieluhrsample & substanziellen Fragen. Ein überaus zartes Stimmchen singt eine typische Heavenly Voices Melodielinie, dazu Percussions & im Chorus das Versprechen das sie vom Himmel zu mir herab steigen würde, wenn ich nur darum bitten täte.

Ein toller Start für ein Album & auch gleich ein Grund sich panisch zu vergewissern ob sich da auch wirklich die richtige Platte dreht. Tja, ist schon alles richtig & treffend zum Titel des 2ten Tracks frag ich mich wie seltsam es doch ist das jener wie eine der besseren Balladen von Christina Aguilera klingt. Ziemlich proper & keineswegs zu effektüberladen. Häufig kommen Chorus, Streicherpartien sowie Piano- & Spinett-Anklänge zum Einsatz ohne jedoch die hier extrem wandelbare Stimme von Frau Autumn in den Hintergrund zu drängen. Sieht man mal vom rockigen beinahe radikalfeministischen "Chambermaid", dem elektronischen Klangteppich unter der Neuauflage eines altbekannten Veroneser Liebesdramas in "Juliet" & der perfekt anschmachtenden Alternative-Hymne "Heard It All" ab - kommt man ohne allseits beliebte Vergleiche erheblich in Erklärungsnot. Melodische Kleinode mit Seele & einem nicht überhörbarem Hang zur Perfektion machen die Mehrzahl der Tracks aus welche man durchaus mit Outputs einer Tori Amos während ihrer "Under The Pink" & "Boys For Pele" Ära vergleichen kann... & sollte.

Kein Zweifel mehr, Emilie Autumn ist ein Allround-Talent der Extraklasse die hier anstatt die Welt dämonisch zu verteufeln, sich unbefangen & erstaunlich undüster mit den Abgründen der eigenen Seele & der ihrer jeweiligen Lebenspartner auseinandersetzt. Ganze 14 Tracks wird man überrascht & ja, auch angenehm verzaubert. Das Album schließt zu guter letzt auch noch mit den beinahe prophetischen Zeilen: "And I don't care what you think anyway.Cause I think you were wrong about me. Yeah what if you were, what if you were...". Schade nur, das von alledem auf der Release-Party nichts zu spüren bzw. zu hören war... & hoffen wir mal für ihre musikalische Zukunft das sich der besagte Cover-Slogan "Once upon A time is now" erfüllt. Vergessen wir doch einfach mal solch Sätze wie: Früher war alles viiiiel besser.