Hinter dem Projekt mit dem klangvollen Namen Elfenthal verbergen sich zwei außergewöhnliche Künstler, deren Leben von Kindesbeinen an mit Musik erfüllt ist: John Kelly, der mit seiner Familie und Band The Kelly Family weltweit berühmt wurde, und dessen Frau Maite Itoiz. Beide haben ihr Wirken vor allem der folkloristisch und historisch inspirierten Musik gewidmet. Maite Itoiz, in Spanien geboren und aufgewachsen, wurde als Opernsängerin (Sopranistin) international bekannt und erarbeitete sich darüber hinaus als Gitarristin, Komponistin und Produzentin einen Ruf von Welt. Elfenthal gründete das Ehepaar Kelly und Itoiz bereits 2006. Mit ihrem Debütalbum „Tales from the Secret Forest“, das sie noch unter ihren beiden Namen veröffentlichten, gelang ihnen auf Anhieb der kommerzielle Durchbruch. Ende letzten Jahres haben sie die aufwendigen Arbeiten für den Nachfolger „An Ancient Story“ abgeschlossen. Er versammelt 16 historische Titel, darunter Neuvertonungen von Tänzen, Gesängen und Cantigas aus dem Mittelalter sowie Stücke aus der Renaissance und dem Barock, z.T. gesungen in den Sprachen Latein, Spanisch, Italienisch sowie Französisch. Lediglich zwei Lieder entstammen der „Moderne“: „Elfenthal“ wurde von Maite Itoiz als Instrumentalstück für die Laute neu komponiert, begleitet von einem choralähnlichen Duettgesang der beiden Künstler. „Wolfskind“, das letzte Stück des Albums, enstammt der Feder der Gruppe Purpur – musikalisch interpretiert von Maite Itoiz und John Kelly. Hildegart von Bingen dürfte zweifellos die bekannteste historische Quelle im Werke Elfenthals sein. „Caritas abundat in omnia“, eine „Losung“, deren Wahrhaftigkeit man sich heute mehr denn je wünschen mag, offenbart sich in der Elfenthalschen Interpretation – sparsamst instrumentiert – als mystisch-sakraler Gesang von Maite Itoiz, der an Schönheit und Reinheit seinesgleichen sucht. Welch ein großartiger Auftakt zu einem musikalischen Werk, das einem Stück um Stück den Atem raubt und immer wieder innehalten lässt. Hinter den Aufnahmen ein kleines Ensemble an Musikern zu vermuten, liegt nahe, erweist sich jedoch als Trugschluss: Sämtliche Instrumente, darunter Laute, Drehleier, Barockgitarre, Spanische Gitarre und Flöte wurden von Maite Itoiz selbst eingespielt, John Kelly zeichnet neben der zweiten Gesangsstimme für die Percussions verantwortlich. „An Ancient Story“ lebt von einer beeindruckenden Vielfalt an Stimmungen und Tempi, wilde Spiellaune von Gauklern und Spielleuten ist ihm jedoch glücklicherweise fremd, sodass z.B. Dudelsäcke vergeblich gesucht werden. Meditativ-sakrale Choralgesänge, mal vertäumte, mal fröhlich-kraftvolle Weisen und Weisheiten (jene verschreiben sich inhaltlich auch gern einmal einem menschlichen Laster wie dem Trinken), die vor allem von Maite Itoiz' und John Kellys brillanten Stimmen – solo oder im Duett – getragen werden, fügen sich mit den zarten und beschwingten Instrumentalstücken, die mit ihrer faszinierenden Urtümlich- und Natürlichkeit einen wundersamen Sog auf den Hörer ausüben, zu einem wundersamen Ganzen. Fern von Pomp und Pathos, von elektronischer Spielerei und Verfremdung präsentiert sich das musizierende Paar als Botschafter einer vergangenen und doch so lebendigen Zeit, derer sich nicht oft genug erinnert werden kann, bietet sie doch, wie auf „An Ancient Story“ eindrucksvoll zu hören, einen wunderbar reichen Fundus für Interpretationen und so manch lehrreiche Geschichte. „An Ancient Story“ ist ein kostbares musikalisches Juwel, das mit jeder Note die Passion der Musiker atmet. Das neue Werk von Maite Itoiz und John Kelly ist, die beiden selbst beschreiben es am einfachsten und treffendsten, „a magical journey to ancient times through the voices and instruments of Elfenthal.“ Wer Ruhe und Besinnlichkeit mit einer kleinen Prise mittelalterlicher Lebensfreude sucht, liegt mit diesem Album genau richtig.