Egoexpress ziehen seit über zehn Jahren ihre Kreise im deutschen Musikgeschäft. Eigentlich als Indie-Rocker startend, wurden sie von elektronischen Welle mitgerissen und konnten sich seit dem auch nicht mehr von ihr trennen. Das Duo bestehend aus Mense Reents (Stella, Goldene Zitronen, Das Neue Brot) und Jimi Siebels (Sand 11, Kolossale Jugend, Das Neue Brot) hatte eine längere Schaffenspause eingelegt, um sich den Tanzpalästen dieser Republik zu widmen und ihre Musik live zu zelebrieren. Wahrscheinlich ist es diesem Umstand zu verdanken, dass ihr neues Album "Hot Wire My Heart" sich noch mehr im Techno verbohrt, als man es noch vom Vorgänger "Bieker" gewohnt ist. Egoexpress geben mit der neuen und starken Tendenz hin zu weniger Melodie und 4/4-Takt fast ihren eigenen Sound auf. Dennoch eröffnet das von Andreas Dorau inspirierte "Aranda" das Album, ein verheißungsvoll melodisches Stück mit dem Sprechgesang von Bianca Gabriel. Aber schon danach wummern sich 4/4-Takt und die Bassdrum bei "I'm In The Army Now" in den Gehörgang. Der Song hat übrigens nichts gemein mit dem ähnlich betitelten Lied von Status Quo, wobei sich hier der Text auch noch auf drei Zeilen beschränkt, die ständig wiederholt werden. Trotzdem geht der Track bereits in die Füße. Ohne die Vocals würde er aber noch besser wirken. Danach kommt der erste kleine Hite des Albums, wenn man so etwas überhaupt behaupten darf. Der Titel "Knartz IV" lässt zwar dürftige oder gar verbitterte Töne vermuten, der Track brettert aber schön knatterig dahin. Der Titelsong "Hot Wire My Heart" lässt das erste mal die viel versprochen House-Attitüden vernehmen, wenngleich sie erst so richtig im folgenden "Everybody" durchdringen, einem auf den ersten Blick unscheinbaren Track, der aber, je öfter man ihn hört, um so besser wird. Ein wenig abgefahren wird es mit "Drehwinkel", bei dem die Melodien teil disharmonisch daher kommen und Töne durch den Äther wandern, die ein wenig an Nintendos N64-Konsole erinnern. Übrigens Töne und Samples: Egoexpress verwenden auf der gesamten Platte kein einziges Sample, sondern haben alle Sounds selbst eingespielt. "Braune Brücke" blubbert danach herrlich bassig durch die Boxen. Ein weiteres Highlight des Albums. Ebenfalls Erwähnung sollte der letzte Track "Links eine Hand" finden, der uns mit Tatsachen wie " Ich trage links einen Schuh. Ich trage rechts einen Schuh." konfrontiert. Nach viereinhalb Minuten gibt es einen Break und wer dann eine Minute Geduld hat bzw. vorspult, der bekommt ungewohnt ruhige, chillige Töne zu hören. Daraus hätten Egoexpress ruhig einen eigenen Track machen können, denn dieser Teil. stellt manch anderen Track auf dem Album in den Schatten. Mense hat einmal gesagt: "Ich arbeite immer bis zuletzt an dem Material, ich will den Hit." Das ist ihm auf "Hot Wire My Heart" nur in Ansätzen gelungen. Mancher Track klingt zu halbherzig, altbekannt oder gar aufgewärmt. Zum Glück lassen sich aber schon ein paar Höhepunkte finden und heben das Album dann doch etwas aus der Masse heraus.