Edenbridge haben sich in 8 Jahren Bandgeschichte und mit 5 regulären Alben einen guten Namen gemacht in der Szene. Power / Melodic / Symphonic Metal mit hohem Frauengesang war ja in den letzten Jahren ein nicht gerade wenig umkämpftes Terrain des Metal-Sektors und den Österreichern blieb zwar bisher der Zugang in zur obersten Garde verwehrt, aber der Bandname hielt sich konsequent in den Köpfen der Hörer und die Fangemeinde wuchs und wuchs. „My earth dream“ ist der sechste Streich der vierköpfigen Truppe, mit dem sie noch mehr Herzen erobern wollen. Und da es im Moment an der Spitze dieses Subgenres ja zu kleineren und größeren Schwankungen und Umbrüchen gekommen ist, stehen die Chancen nicht schlecht für die Band. Zur Sicherheit haben sie Captain Casio bei den Aufnahmen daheim gelassen und den voluminösen Klang eines ganzen Orchesters genutzt, um die Kompositionen voll und satt erschallen zu lassen. Das „Tschechische Film Orchester“ hat dabei diese Funktion übernommen und man muss schon sagen : der Einsatz hat sich vom Sound her gelohnt! Das Orchester wurde nicht in der Vordergrund gesetzt, sondern bleibt konsequent die Hintergrunduntermalung für den metallischen Rahmen. Immerwieder finden sich kleine Schmankerl und Verzierungen (vor allem durch die Streicher), die dazu Beitragen, daß der eigentliche Metal, den Edenbridge ja machen, eigenständiger und „besonderer“ klingt. Eigenständigkeit ist ja das große Problem in einem Genre, daß relativ wenig Gestaltungsmöglichkeiten bietet. Die Musik selbst ist auf „My earth dream“ sehr abwechslungsreich, harte Gitarren, ruhige Passagen, arabisch-angehauchte Melodieeinspieler und viele Breaks machen das ganze zu einem Hörvergnügen, das man durchaus als solches bezeichnen kann. Nicht sofort erschließen sich alle Kompositionen, es braucht ein paar Hördurchläufe, bis man ganz warm werden kann mit allen Stücken. Vor allem das mit über 12 Minuten recht episch geartete Titelstück will seinen ganzen Charm nicht beim ersten Hördurchlauf preisgeben. Wie für das Subgenre typisch findet sich auf „My earth dream“ aber auch eines der Hauptattribute wieder : eine gehörige Portion Kitsch, angefangen beim quietschebunten Cover, den pompösen Arragements des Orchesters, den Texten und der gesanglichen Umstetzung. Auch die obligatorische und gewohnt überladene Ballade ist vertreten „Whale rider“ heißt wie es klingt. Anspieltips sollen „Paramount“, „Place of higher power“ und eigentlich auch der Titelsong sein (wobei der als Reinhörsong wohl zu lang ist). Kurzum : Edenbrigde fahren ein ordentliches Brett auf, haben sich kompositorisch wirklich unglaublich entwickelt (wenn man „My earth dream“ mit älteren Werken vergleicht), die Produktion und der Aufwand sind schon nahe am Olymp angelehnt und nur die Hörerschaft kann entscheiden, ob sie die Band ganz oben sehen/hören wollen. Mir persönlich fehlt dafür aber noch ein spielentscheidenes Teilchen: der Gesang von Sabine Edelsbacher ist zwar sehr professionell aber eine wirklich schöne Stimme, die den Hörer sofort erobert, hat sie trotz aller Ausbildung nicht. Und die Stimme ist ja ein, wenn nicht DAS entscheidende Kriterium dieser Musikrichtung.