Mit "The Tide Decides" veröffentlicht Ethan Matthews sein zweites Konzeptalbum. Ähnlich wie beim ersten Album, so lässt sich festhalten, ist auch der Nachfolger eine dem experimentellen Elektro-Genre zuzuschreibende Vertonung von Matthews' in den letzten Jahren gesammelten Erfahrungen, den persönlichen Erlebnissen und die in der Entstehungszeit einfließenden Empfindungen. Veränderung, Aufbruch, Ankommen, Scheitern und Weiterentwicklung sind zentrale Themen im Leben des Amerikaners und so auch Teil seines neuen, fast siebzig Minuten füllenden Albums. Im direkten Vergleich zum Vorgängeralbum "Echo Us", lässt sich feststellen, dass die zehn Titel des neuen Werkes Zeugen einer wesentlich reiferen und weiterentwickelten Produktion sind. Die neuen Titel eint eine sehr komplexe, breite und sehr abwechslungsreiche Struktur. Man hört ihnen an, dass Ethan Matthews viel Zeit, Energie, Ideen und Herzblut in das zweite Album investiert hat. "The Tide Decides" präsentiert sich dem Hörer sphärisch, melodisch (-verspielt), treibend und immer wieder überraschend mit kurzen oder druckvollen Riffpassagen. Auch wer sich an dem Zusammenspiel diverser, mitunter exotischer Instrumente erfreuen kann, wird an diesem Album Gefallen finden. Das neue Album wirkt im Vergleich mit seinem Vorgänger nicht ganz so eingängig. Die Titel existieren eher als selbstständige und abgeschlossene Einheiten - ohne den musikalischen Leitfaden, der sie verbindet. Das "Dahinsinken" und "gedankliche Abdriften" - in der Dimension von "Echo Us" fehlen bei "The Tide Decides". Aber der Vorzug dieses Albums liegt ganz klar darin, dass es Matthews' Entwicklungen gut zum Vorschein bringt. Und aufgrund seiner Komplexität gibt es mit jedem Hören dieses Albums etwas Neues zu entdecken.