Eagle Seagull – very British! Irgendwo zwischen Sheffield und Soho vermutet die Presse das Studio, in dem das Album mit den so unglaublich langen Songtiteln entstanden ist. Wer sich hinter der Band versteckt erfährt man im Booklet nicht, lediglich ist Ryan Hadlock, der auch schon The Gossip und andere Indie-Bands produzierte, ein Hinweis darauf, was die CD im Player so anbieten wird. Zunächst holt die Band den Hörer mit einem Streicher-Gitarren-Intro im Stile des Badly Drawn Boys ab, bevor Bowie-like Sänger Eli Mardock einsetzt um einen astreinen Glampop-Song zum Erfolg zu führen. Eine hervorragende Kombination von klassischem Songwriting und analogen Instrumenten mit stark elektronischen Beigaben – mal spacig mal tief wummernd - zieht sich durch das komplette Werk und macht es dem Hörer zur leichten Übung durchgängig zuzuhören. Dabei verliert die Band nie den Indie-Kontext, was das Album bestimmt auch in einigen Jahren noch frisch erscheinen lassen wird. ‚I’m sorry but I’m beginning to hate your face’; könnte es einen klanglich und inhaltlich schöneren Songtitel geben? Nur selten! Plötzlich ist Schluß mit Bowie und man vermutet stattdessen, dass Robert Smith auf seine alten Tage nochmal den Antidepressiva entflohen ist und mit den Killers eine dem Leben zugetane Hymne aufgenommen hat. Die Anzahl der Referenzen, die der nächste Song aufweist, lässt sich in wenigen Zeilen nicht unterbringen und immer wenn man eine zu Papier bringen möchte, fallen zwei weitere positiv auf. Streicher und Gitarre machen auch ‚I don’t know if people have hated me, but I have hated people’ groß und transportieren die unkonventionelle Gefälligkeit, die dem ganzen Dutzend der präsentierten Songs anhaftet. Der Titeltrack zeigt dabei gut auf, dass das neben dem meist beschwingten Inhalt auch bedächtiger aber eben nie leise passiert. Hätte der NME noch eine Relevanz, ich würde Eagle Seagull auf dem nächsten Cover vermuten. Musikalischer Eklektizismus ohne jeden negativen Beigeschmack nimmt man wahr in dem, was auf ‚The year of the how-to book’ aneinandergereiht wird. Das Ergebnis ist erstaunlich betörend und anregend zugleich. Neues ist immer willkommen, wobei das vorliegende Album tatsächlich schon das zweite der Band ist, wo ich anscheinend das Erstlingswerk bei L’Age D’Or verpasst habe. Die Engländer hatten eben schon immer die Nase vorne, was gute Musik angeht! Die Amerikaner scheinen jedoch aufzuholen, denn wenn man etwas genauer recherchiert, handelt es sich doch tatsächlich um eine Veröffentlichung made in Nebraska. Respekt, was Obama so alles zu erreichen scheint…