Wenn man in den Achtzigern Depeche Mode mochte, musste man Duran Duran hassen, denn neben Dave und Martin konnte es keine weiteren Götter geben. Das war zumindest die Ansicht der Jungs, die in der Mittestufe mit Lederjacke und New-Wave-Tolle, Doc Martens und selbsteingenähten Stoffstreifen in sowieso schon zu weiten Jeans posierten. Für die Mädels hingegen war ein Nebeneinander der beiden großen Bands schon immer möglich. Mir öffnete sich das Duran-Duran Universum erst als zwei der drei Taylors Band-Pause machten mit dem Wedding-Album, die Frühwerke folgen danach. Dass Simon Le Bon mit ‚The Chauffeur’ auch ein echtes Meisterwerk bereits am Anfang seiner Karriere samt zugehörigem Art-Video intonieren durfte, ohne dass ich dieses bis zum Ende des letzten Jahrtausends bemerkte, das irritierte mich inzwischen doch sehr! Deshalb ist die Veröffentlichung der frühen Singles auf drei CDs eine willkommene Gelegenheit noch einmal die Geschichte aufzurollen um den englischen Pop-Dandies eine zweite Chance zu geben. Der klassische Maxi-Aufbau der damaligen Zeit schimmert durch alle drei Silberlinge hindurch: Single-Version, B-Seite, Maxi Version. That’s it! So war das halt und viele sehnen sich nach genau diesen klassischen Extended Mixes, wo heute allzu oft untalentierte Remixer Originale entstellen oder durch Repetition von Stilelementen zum einschlafen interessant aufbereiten. Klassische Pop-Musik für eine Ära haben Duran Duran in den Achtzigern erschaffen und das ohne viel Schnick Schnack mit konventionellen Instrumenten und Konsistenz im Auftreten. Abgedeckt werden die ersten vier Alben plus der James Bond Single ‚A View To A Kill’, zu der es nie eine offizielle Maxi-Version gab. Besondere Tracks sind noch immer die Nightversions der ersten Singles, die mit Lauflängen zwischen fünf und sieben Minuten das Wesentliche der Originalsongs hervorheben ohne dabei das Maximum der Songs herausholen. Das muss man den Briten sowieso lassen: die Maxi Versionen sind alle hörenswert obwohl oder gerade weil man von zu vielen Experimenten abgesehen hat. Dass ‚Save A Prayer’ jedoch nur in einer Version vorgesehen war, darüber komme ich immer noch nicht hinweg, schließlich handelt es sich hierbei um eine der schönsten Schnulzen meiner adoleszenten Lebensphase. Klassenfahrt-Feeling – heute ohne Schuldgefühle! Ein wenig untergegangen ist damals ‚New Moon on Monday’, vielleicht einer der stärksten Songs, der zu unrecht im Schatten des Überhits ‚Wild Boys’ steht. Man sieht, es gibt viel wiederzuentdecken, was vergessen wurde oder einfach damals an einem vorbei ging. Und auch wenn ein Durchhören am Stück vielleicht den ein oder anderen schwächeren Titel offenbart macht diese 3CD-Collection zum kleinen Preis Freude. Preis-Leitung: 5 Punkte Musikalischer Inhalt: 4 Punkte Gesamtwertung: 4,5 Punkte