Das erste Lebenszeichen von Dunkelwerk erschien 2004 in im Rahmen der Square Matrix 4 Compilation und ist mir damals nicht nachhaltig aufgefallen. Das ein Jahr später folgende Debutalbum Troops hingegen ist bei mir direkt hängen geblieben. Die Parallelen zu Wumpscut waren von Anfang an deutlich und offensichtlich hat Losttrooper, der Kopf hinter Dunkelwerk, damit auch keine Probleme. Dunkelwerk ist ebenfalls ein reines Studioprojekt und hat den durch Rudy Ratzinger geprägten Genrebegriff Endzeit Electro aufgegriffen und auch im Artwork der CDs und Merchandising-Artikeln sind die Ähnlichkeiten unübersehbar.

Angeblich gehen die Parallelen sogar soweit, dass auch über Dunkelwerk in einigen Magazinen nicht mehr berichtet wird. Hintergrund waren hier wohl Vorwürfe, auf „Troops“ würde der erste Weltkrieg verherrlicht. Ich stehe der geradezu inflationären Verwendung von Samples aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges bei einigen Genrebands auch sehr kritisch gegenüber, bin aber der Meinung, dass auf „Troops“ schon deutlich vermittelt wurde, dass es um die Totale Niederlage und die negativen Seiten des Krieges ging. Musikalisch klangen die treibenden und atmosphärischen Songs sehr frisch und Lieder wie Sternensoldat höre ich immer noch gerne.

Nun also das zweite Kapitel zum Thema Scheitern und totale Niederlage. Als Hörer sollte man sich nicht von den teilweise Klischeehaften Songnamen wie Höllenbrut oder Grabgesang abschrecken lassen und sich sondern sich eher darüber freuen, dass eine Endzeit Electro Band über Schneewittchen singt. Natürlich wird im Rahmen des Gesamtkonzeptes auch diese Thematik von der negativen Seite betrachtet. Die Songs auf Höllenbrut folgen erfreulicherweise nicht dauernd dem typischen Schema Strophe – Refrain –Strophe usw. sondern leben etwa wie bei „Mehr Licht“ von Breaks mit anschließend befreienden und tanzbaren Phasen oder langen Intros. Dieser Song ist mein Favorit auf „Höllenbrut“ und vereinigt die Stärken von Dunkelwerk. Auch in anderen Songs wie „Your Love“ gibt es gute Ansätze, aber am Ende überzeugen mich nur „Mehr Licht“ und Wolves And Nightinggales“.

Höllenbrut hat meiner Ansicht nach einige Schwächen die stark ins Gewicht fallen. Der Gesang ist zwar erfreulicherweise nicht bis Unkenntlichkeit verzerrt, aber leider nicht überragend und der regelmäßige Wechsel von deutschem zu englischem Gesang fällt irgendwann unangenehm auf. Es sind mir zu viele Sound-Zitate von Wumpscut zu finden wie bei „Croatoun“ (hier hätte ich am Anfang allerdings auch fast angefangen „I Regret“ von De/Vision anzustimmen…) und trotz verschiedener Tempowechsel fehlen mir auf Albumlänge ein wenig die Überraschungen. Ich vermisse auf „Höllenbrut“ einen deutlich sichtbaren Entwicklungsschritt gegenüber dem Debüt.

In Summe ist Höllenbrut aber eine willkommene Abwechslung und beweist, dass Endzeit Electro nicht in einem BPM-Exzess mit unverständlichem Gekreische enden muss, sondern atmosphärisch und unabhängig sein kann. Zudem finde ich es lobenswert, dass sich der Losttrooper traut, in einer Zeit wo fast jedes Album auf die Tanzfläche abzielt, auch potentielle Clubsongs wie „Mehr Licht“ mit den angesprochenen Breaks zu versehen. Aber vielleicht gibt es das Clubfutter auch auf der mir nicht vorliegenden Bonus-CD „Nightbreeders“.