Bands des Genres „Mittelalter“ teilen sich meistens in zwei Kategorien auf. Da gibt es diejenigen, die live auf Marktbühnen stets großartige Schunkelstimmung verbreiten, deren im Überschwang erstandene Tonträger sich in den eigenen vier Wänden jedoch genauso schnell abnutzen wie die überteuerten Bandshirts. Und dann gibt es jene, die auf den zusammengezimmerten Brettern einer mittelalterlichen Veranstaltung eher untergehen. Erst wenn man sich in aller Ruhe (und nüchtern) mit der Musik befaßt, erkennt man, welche Perlen da vor die sprichwörtlichen Säue geworfen wurden. Die Jungs und Mädels von Dunkelschön gehören eindeutig in die zweite Schublade, denn „Katharsis“, das vierte Album der bayerischen Formation hat nun schon einige Durchläufe in meinem CD-Player hinter sich und bei jedem weiteren schließe ich es mehr ins Herz. Das liegt unter anderem daran, daß Dunkelschön auf die sonst so übermächtigen (und manchmal übernervigen) Dudelsäcke gänzlich verzichten. Statt dessen bilden Flöten, Saiten- und Streichinstrumente sowie historisches und modernes Schlagwerk die klangliche Basis in einer fein abgestimmten Mischung aus Melancholie und Aufbegehren. Beispielhaft hierfür sei das schwedische Volkslied „Kristallen Den Fina“ genannt, das nach einer leisen, nur von akustischer Gitarre und Gesang getragenen ersten Strophe unvermittelt an Fahrt aufnimmt und beinahe zu einem Rocksong mutiert. Noch kraftvoller entwickelt sich „Deine Flammen“, nur daß hier ebensowenig E-Gitarren zum Einsatz kommen, wie bei allen anderen Liedern. Das obligatorische Solo wird einfach von Geige und Flöte bestritten und dies nicht weniger gekonnt als bei mancher namhaften Rockcombo. Doch auch die ruhigen Titel wissen zu begeistern. Das märchenhafte „Askath die weißen Raben“ schleicht sich durch den klaren Gesang Vanessa Istvan's ebenso ins Ohr wie das liebliche „Dein Gedenken“ oder das gälische Traditional „Quiet Land“, welches mittels dunkler Cello-Töne direkt in die Nebel der schottischen Hochmoore zu führen scheint. Orientalisch dagegen mutet die Vertonung des Zauberspruchs „Mion Mar“ an, der seine Wurzeln jedoch ebenfalls im gälischen Sprachraum hat - ein gewagter aber gelungener Kontrast. Am Ende von „Aeris“ gibt sich schließlich ein sehr ungewöhnlicher Gastmusiker die Ehre. Es ist der Wind, der sich auf den Gleichbergen, einer alten keltischen Siedlung, in den Saiten einer Harfe verfängt und nach ca. 5 Minuten eine versteckte Reprise von „Quiet Land“ einleitet, in der man Vanessa Istvan noch einmal pur, ohne jegliche Begleitung, genießen kann. Genießen ist das Stichwort, denn sowohl die abwechslungsreichen Arrangements der fast durchweg selbst komponierten Lieder, als auch deren überzeugende stimmliche und instrumentale Umsetzung lassen dieses Silberscheibchen wieder und wieder seine Runden drehen. Und wenn Ihr beim nächsten Mittelalter-Festival Dunkelschön mal auf der Bühne seht, dann stellt das Methorn ab, setzt Euch hin und laßt Euch einfach nur verzaubern – es lohnt sich!