Myspace ist zu einem Sammelort von vielen Musikern, vermeintlichen Künstlern und jeder Menge Müll mutiert – jeder der auch nur annähernd ein Instrument halten kann und weiß, wie man Töne irgendwie aufnimmt kann sich hier als neue Hoffnung für die Musiklandschaft outen und Dank der Freunde, Freundesfreunde und einer ausgiebigen Selbstlobpreisung in deren Kommentaren kommt man so schnell zu einer gewissen Bekanntheit. Dass nun die Anzahl der Aufrufe keinerlei Aussage haben muss und man diese leicht erreicht, wenn man 90% der Bandaktivität auf das bewerben verwendet soll hier aber nicht Thema sein. Denn Myspace bietet auch einiges an Möglichkeiten – und so fand ich durch einen kleinen „Spaziergang“ durch die Freundeslisten meiner Lieblingsbands Summoning und Falkenbach nun auch diese Band aus Finnland und ihr Album. Kurzerhand angeschrieben lag die CD auch schon wenige Tage später in meinem Player und weigert sich seitdem, diesen zu verlassen. Keyboard-Hasser aufgepasst: das hier ist nichts für euch. Aber keine Panik, denn Draugnim verwenden die elektronische Klimperstation nicht für Rondo-Veneziano Orgien! Musikalisch kann man das ganze als eine Melange aus den beiden genannten Bands sehen – epische Melodien im getragenen Mid-Tempo, vom Falkenbach'schen Viking kommt die „voranschreitende“ Art (Man will dazu wandern oder noch besser rudern – hö hö), von Summoning die Keyboards, die immer präsent, nie aber alleine im Vordergrund stehen. Überhaupt schafft die Band das kleine Kunststück, dass keiner der agierenden die Position des Chefmusikers zugesprochen bekommt. Gitarren, Bass, Keyboards, Vocals und Drums bilden keinen Soundbrei sondern spielen ausgesprochen kompetent und gleichwertig nebeneinander. Besonders erwähnen will ich aber die Drums, denn die sind typischerweise aus der Konserve aber Dank der zurückhaltenden und „metallig“ schnellen Programmierung fallen sie sehr positiv auf (oder für Retortentrommelhasser zumindest nicht negativ) – mit etwas Mühe, Abwechslung und der richtigen Lautstärke kann eben auch mehr geschaffen werden als schnödes Boom-Tschak. „Northwind's Ire“ überzeugt auf ganzer Linie – Chöre, heiseres Keifen, die epischen Melodien: nichts ist wirklich neu oder innovativ, aber es ist einfach eine verdammt gute Mischung geworden und die Freude an der Musik bleibt auf ganzer Spielzeit erhalten. „Feast of the fallen“ hat mir am besten gefallen, das Gitarrenriff ist besonders stimmig und die Keifer sehr anfeuernd – aber eigentlich will ich kein Lied besonders hervorheben, denn dann kämen andere zu kurz. Draugnim beweisen ein sicheres Gespür für fantastische Melodien, die nie nerven sondern immer mitreißend zum schwelgen einladen. Freunde monumentaler Metalsoundtracks, besonders natürlich Fans von Falkenbach, Summoning und allen artverwandten Bands – holt euch dieses Teil, denn besser kann man dieses Menu aus den altbekannten Zutaten fast nicht zaubern! Und eine höhere Wertung kann ich nur aufgrund der fehlenden neuen Ideen nicht geben, in meinem Herzen haben sie die sechs Punkte aber sicher!