Eine Rückkehr im doppelten Sinne steht dem Fan deutschen Schwarzmetals in noch jungen Jahr ins Haus. Denn in der kalten Jahreszeit durchfahren uns "Flammentriebe", eine neues Dornenreich Album und eine feurige Rückbesinnung an die harten Zeiten der ersten Bandjahre. Denn seit dem Meilenstein "Her von welken Nächten" vor 9 Jahren schlugen Aggressivität und Wildheit immer mehr um in in sich gekehrte Strukturen und 2008 gar in folkloristische Klänge. Wie fühlen sich nun aber "Flammentriebe" an? Stürmisch – so viel ist sicher. Hört man sich noch einmal die Werke Dornenreichs an, dann erkennt man schnell 3 Hauptetappen: Die ersten Tage waren mit "Nicht um zu sterben", "Bitter ists demTod zu dienen" und insbesondere "Her von welken Nächten" gezeichnet von impulsiver und anspruchsvoller schwarzmetallischer Raserei. Doch 2005 mit "Hexenwind" und später "Durch den Traum" verstummten die harten Klänge, die Musik kam nach und nach fast zum Erliegen und Dornenreich hatten einen vollkommen anderen Sound entwickelt. Wieder 2 Jahre gingen ins Land und "In Luft geritzt" brach erneut mit der bisherigen Entwicklung. Reiner Folk, Akkustikgitarre und Violine, und denoch gar nicht mehr so ruhig – das Album vermittelte eine lebendige Aufbruchstimmung, die man so von Dornenreich nicht unbedingt kannte. Und nun "Flammentriebe" und eine neue Phase, die aber teilweise alte Elemente aufgreift. "Flammenmensch" leitet wild und fast schon nostalgisch ein, zeigt die deutlichsten Verweise an die ersten Tage und haut direkt um. Aber es zeigt sich schnell, dass die Wildheit gebändigt wurde, der Song ähnlich der "Hexenwind" Lieder einen festen Kreislauf verfolgt. Mit "Der Wunde Trieb" erhält das Violinenspiel eine tragende Rolle. Stimmungsvoll auch der kraftvolle Refrain von "Im tiefen Land" – kurz: der Beginn des Albums knallt ziemlich. Im Verlauf des Albums kann Eviga dieses hohe Niveau aber nicht halten, weswegen die zweite Albumhälfte zwar immernoch gelungen aber weniger mitreißend ist. Außerdem leiden die Lieder bei längeren Konsum am Sound: Denn was auffällt ist eine rohe Produktion, die den Eindruck vermittelt, dass man dem ungeschliffenen Kern der Lieder mehr Raum geben wollte. Außerdem sind die meisten Songs so aufgebaut, dass sie bisweilen wenig ausgearbeitet sondern eher spontan eingespielt erscheinen. Dieser Punkte und die Tatsache, dass Eviga nun vollständig auf Cleangesang verzichtet sondern ausschließlich flüstert oder faucht, erwecken den Eindruck, dass hier mit weniger Mühe gearbeitet wurde als auf den Vorgängeralben. Hier ist in meinen Augen der neue Weg nicht der gelungenste. "Flammentriebe" bietet eindeutig Dornenreich-Kost. Die Gitarren, die Vocals, die kryptisch-minimalistischen Texte, die abrupten Melodiewechsel und das Wechselspiel zwischen laut und leise – alles ist weiterhin vorhanden. Und sicherlich werden Fans der Band die teilweise Rückbesinnung Evigas an den ehemaligen Blackmetal Sound freudig aufnehmen. Dennoch sehe ich im neuen Album den bisher schwächsten Abschnitt in der Geschichte der Band. Schade.