Nach sechs Jahren meldet sich das seltsame Projekt aus dem UMB Kollektif wieder zurück an Bord des sinkenden Schiffs. "Jahrmarkt der verlorenen Kinder" heißt nach "Popgod" (2003) die erneut skurrile Offerte, die mit ihrem Titel an Jean-Pierre Jeunets und Marc Caros Film "Stadt der verlorenen Kinder" erinnert. Allein schon dieses Wortspiel aus glücklichen Kindheitserinnerungen und seelenwunder Assoziation zeigt das Spannungsfeld, in dem sich Dogpop bewegen. Verspielte Minimalelctronic, schräge Industrialklänge, abgedrehter Pop und bisweilen sogar AngstPop kontrastiert mit bösen und grotesken Texten. Das erzeugt eine schaurig schöne Geisterstimmung und verpasst dem Album eine bissige aber auch morbide Atmosphäre. Dogpop wird auch gern als modernes Abbild dadaistischer NDW-Vertreter bezeichnet. Ein Vergleich, der aber eigentlich nichts zum Verständnis beiträgt, auch wenn er irgendwie stimmen mag, denn der UMB-Ableger ist doch weit mehr als das. Irgendwie schaffen sie es immer wieder, scheinbar offenkundiger Balla-Balla-Musik eine subtile, verstörende Note zu verpassen. Das reicht von der Aufforderung, nicht die Achter-, sondern die 6er-Bahn zu nehmen bis hin zu wirklich bedrohlichen Szenarien wie in "Hörst Du?". Die eingestreuten Samples von Jahrmarktsszenen mit Geschrei und Schausteller-Ausrufen tun ihr übriges, um diese unheimliche, unbehagliche und auch komische Stimmung zu erzeugen. Die Texte lassen so viel Interpretationsspielraum, dass man sich den Inhalt der Songs selbst beliebig irrsinnig ausmalen kann. So zieht man anstatt von Fahrgeschäft zu Fahrgeschäft oder von Bude zu Bude auf dem Jahrmarkt von Song zu Song auf dem Album, deren ein jeder eine neue Absurdität oder einen neue aberwitzige Electro-Industrial-Pop-Mischung enthält. Das sollte man mit Vorsicht genießen.