Der Niederländer Noël Wessels ist schon seit Mitte der 1990er zusammen mit "Eye-D" unter dem Namen "The Outside Agency" als Hardcore-Produzent und -DJ unterwegs. Aufgrund der zunehmenden Kommerzialisierung in der Hardcore/Gabber-Szene begann er Ende der 90er mit Drum n Bass, Breakbeat und IDM zu experimentierten, was letztendlich dazu führte, dass er heute als "DJ Hidden" primär Drum n Bass, mit "The Outside Agency" weiterhin Hardcore und als "Semiomime" mehr IDM-orientiertes Material veröffentlicht. Nach Unmengen an 12"-Releases veröffentlichte er 2007 sein erstes DJ Hidden-Album, "The Later After", welches auf sehr positive Resonanz stiess. Nun legt er mit "The Words Below" nach. Während "The Later After" die Gedanken und Zweifel eines fiktiven Protagonisten bezüglich dessen Zukunfts-Visionen erzählt, führt "The Words Below" die Geschichte fort und lässt den Endkonsumenten an der Welt teilhaben, die besagter Protagonist betritt, nachdem er sich seinen Visionen hingegeben hat. Der Titel verweist auf Inhalte jeglicher Art, die unter einer Oberfläche liegen und zu entdecken sind, sei es in Bezug auf das Unterbewusstsein, Musik oder was auch immer. Passend dazu hat Wessels, wie auch schon auf dem Vorgänger, in Form von Titeln oder im Artwork kleine Rätsel versteckt. Auch musikalisch ist dieses Werk eine direkte Fortführung, denn auch hier werden atmosphärisch-düstere Melodien gepaart mit klaren, konzisen Percussions jenseits der 150 BPM. Das einführende "Prologue" besteht zunächst nur als Soundscape, bis gegen Ende vereinzelt Beats bzw. Breaks einsetzen, die jedoch erst mit "The Traveller" durchlaufen und einen ruhigen Rhythmus vorgeben. Dazu gibt es eine warme, flächige Ohrwurm-Melodie, dann einen Break, und schon geht es nach vorne mit Drum and Bass-typischem Beat-Beschuss. Das gesamte Album ist gelungen arrangiert worden, befindet man sich beim Hören doch in einem ständigen Fluss, und DJ Hidden versteht es, die verschiedenen Soundebenen dynamisch genug zu gestalten, damit keine Langeweile aufkommt, und zwar ohne den starken Eindruck von Harmonie zu gefährden. "Poisoned Chocolate" startet direkt mit flottem Beat und sauberem Bass-Kick, und erweitert sich schnell um eine rhythmisch etwas versetzte Bassline sowie eine simple, in diesem Fall jedoch aus punktuellen Klängen zusammengesetzte, Melodie. "No Notice" glänzt ebenfalls mit einer einprägsamen Melodie, die an eine Spieluhr erinnert. Streckenweise wird diese ergänzt durch vertrackten, schnellen Beat und repetitiven Bass, der aus der eben noch beruhigenden "Spieluhr" einen bedrohlichen Vorboten macht. Besondere Aufmerksamkeit zieht noch das letzte, nicht in der Tracklist aufgeführte, Stück auf sich, da es eine synthetische Reproduktion einer klassisch instrumentierten (z.B. Klavier und Oboe) Komposition darstellt, die nicht weniger unheilbekundend klingt wie die übrigen Lieder, nur eben völlig aus dem Rahmen fällt, und das meine ich nicht in negativem Sinn. Die häufig zu überwindende Gratwanderung zwischen hymnischen Melodien und harten, schnellen Beats ist gelungen und die beiden Seiten ergänzen sich auf "The Words Below" vortrefflich. Das Album steht dem Vorgänger jedenfalls in nichts nach und führt das Konzept erfolgreich weiter. DJ Hidden braucht auch keine Distortion-Effekte, um dunkle Stimmungen zu kreieren, und hat ein hörbares Gespür für Harmonien und rhythmischen Druckaufbau. Ein Soundtrack zum Tanzen.