Musikalisch tritt die Schweiz nur recht selten in Erscheinung. Klar, DJ Bobo kommt auch aus dem Land der roten Rivella, der wunderschönen Skigebiete und der unvergleichlichen Schokolade, aber über den reden wir hier besser erst gar nicht. Umso erfreulicher, dass Division Kent gleich mit einem so großartigen Debut in der internationalen Musikszene aufschlagen. ‚Monsterproof’ ist eines dieser Werke, die dazu verleiten ungefähr fünf Referenzen pro Song heranzuziehen, könnten die zwölf Songs doch nicht unterschiedlicher im großen Zirkus der elektronischen/alternativen Musik angeordnet sein. Vielleicht liegt das daran, dass sich Andrea B. und Sky Antinori eine bunte Schar Kollaborateure zur Aufnahme ihres Erstlingswerkes geladen haben. Fünf Referenzen pro Song heißt natürlich in der Konsequenz, dass es sich hier nicht um Plagiate handelt, sondern um geschickt eingesetzte Charakteristika der vielen Bands, die man in der Vergangenheit lieb gewonnen hat. Gemein haben die Songs jedoch eines: sie sind authentisch und können überzeugen! Der Titeltrack eröffnet mit prägnanter Synth-Hookline und exzentrisch betonter Kernaussage ‚We are Monsterproof’ das Spektakel der durchdacht zusammengeschraubten Kostbarkeiten. Leicht trip-hoppiger schließt die Single ‚Faraday Cage’ an, bei der Andrea B. ihre glasklare, leicht elektronisch modulierte Stimme mit einer vor sich hin schwebenden Melodie zur Schau stellen darf. Auf der gleichen Schiene fährt ‚Brooklyn Dub’, das dem Namen mit fetten Bässen und schleppenden Beats alle Ehre macht. Die beschriebene Vielseitigkeit zeigt sich zum ersten Mail mit ‚Tango 2000’, einem Cover der Band ‚Nichts’ aus dem Jahr 1982. Gitarrenlastig, cool, ein wenig zwischen Ideal und Klee schwingend, hat man hier auf die richtige Musik-Substanz zurückgegriffen und gleichzeitig einen passenden Übergang zum Indie-Pop-Song ‚Frantic’ geschaffen. Sphärisch verspielt mit gekonnten Taktwechseln wird mit ‚Lone Star’ der Weg zurück zur puren Elektronik frei gemacht. Verstärkt wird diese Richtung durch den tanzflächenfüllenden Elektro-Pop Song ‚All you Fantasized’ mit ungewöhnlichem, gezupften Gitarrenintro (potenzielle Single!) und ‚White walls’. Unerwartet beendet das Duo ‚Monsterproof’ mit einer Darbietung, die schwer in Richtung Fun-Punk geht. Ja genau, richtig gelesen! Mit ‚Bordello Affair’ geht's noch mal so richtig zur Sache und verleitet dazu, gleich wieder auf ‚Start’ zu drücken. ‚Monsterproof’ gehört definitiv zum Besten, was mir bisher in diesem Jahr in den CD-Player geflattert ist. Auch wenn hier vielleicht der Eindruck entsteht, dass die vielen Einflüsse das Entstehen eines durchgängigen Werkes schwierig gestalten könnten, es klappt, versprochen! Ich wünsche jedenfalls den beiden sympathischen Schweizern, dass sie auf der kommenden Clubtour, die sie mit den Kollegen von Funker Vogt, And One und Zeraphine bestreiten werden, auf ein aufgeschlossenes Publikum treffen, das die faszinierende Mischung als Electro, Pop und Wave zu würdigen weiß und die CDs wie warme Semmeln vom Merch-Stand reißt.