Distoxia ist ein Dark Electro/Hellectro/Industrial-Projekt aus Chile. Zum ersten Mal erschien 2012 ein Tonträger im Eigenvertrieb. 2017 fand Distoxia seine Heimat beim europäischen Label Insane Records. Der einzige Protagonist der Band ist M. Postmortem, was, wie ich hoffen möchte, ein Künstlername ist. Die Texte werden auf spanisch vorgetragen. Seine Songideen schöpft der Musiker aus eigenen Erfahrungen, die er mit Psychosen, Phobien oder körperlicher Gewalt erfahren musste. Der entscheidende Auslöser für die Manifestierung dieser Ängste in eigener Musik war, dass er schlicht nicht mehr ertragen konnte, dass alle um ihn herum Pomusik hörten. Das klingt nach einer ausreichenden Motivation, um verstörende Musik zu erschaffen.

Das instrumentale Intro "En el Piano de las Sombras" überzeugt mich dann auch durch einen guten Aufbau und einen schönen Einstieg in das Album. Dort finden sich Sounds, die man jetzt nicht allzu oft erwarten kann. Der Titel lässt sich auch schön viel Zeit, bis alles letztendlich zu einer Harmonie gefunden hat. Ab Song 2 beginnt dann leider das große Manko des Albums. Ich musste nochmal auf die Playlist schauen, ob ich denn auch das richtige Werk angesteuert habe. Die Songs klingen wie ein neuer Output von Hocico. Die einzelnen Titel sind irgendwie untereinander austauschbar. Sie weisen jeweils denselben Aufbau auf und unterscheiden sich letztlich nur durch geringe Abwandlungen in der Instrumentierung. Eine gute Grundidee wird bis auf minimalste Variationen stur 5 Minuten durchgezogen. Vielleicht winkt als Auflockerung mal ein kleiner Drumbreak. Dann startet der nächste Song, der im Prinzip wieder dasselbe bietet. Was den Gesamteindruck nicht besser macht ist der Gesang. In jedem Titel wird dieser durch exakt dieselben Effektgeräte geschleust. Auf Albumlänge finde ich das Gezische dann doch sehr ermüdend. Ein kleiner Ausreißer nach oben stellt "Contemplador del Ocaso" dar, der eher in ruhigeren, melodiösen Gefilden wildert. Tragischerweise kommen auch hier wieder die entbehrlichen Stimmeffekte zum Einsatz.

Zum Schluß bleibt zu sagen, dass "Genocidio Espiritual" leider eine Veröffentlichung darstellt, die nichts Neues oder Eigenständiges aufweist. Ich finde, man kann sie durchaus mal durchlaufen lassen, ohne großen Schaden zu nehmen, aber einen Wiedererkennungswert hat die Musik nicht. Das war alles schon da und man hat das Gefühl die CD irgendwie bereits gehört zu haben. Für den eigentlichen Anspruch Dark-Electro zu machen klingen die Melodien doch einen Tick zu sehr nach Kirmes. Dunkle Stimmung kommt im Knicklichter-Geflacker nur wenig auf.

Anspieltipps wären die explizit erwähnten En el Piano de las Sombras und Contemplador del Ocaso. Bezugsfertig erwartet euch Genocidio Espiritual als CD und als Download auf der Bandcamp - Site. Neben den 10 Albumtracks gibt es auch noch 5 Remixe, was ja mittlerweile in diesem Bereich verkaufsfördernder Standard ist.