Das Genre Synthpop gehört wohl zu den am meisten strapazierten der letzten 30 Jahre. Was mit Bands wie Kraftwerk, Depeche Mode oder The Human League begann, wird bis heute von zahlreichen Formationen, die manchmal wie die sprichwörtlichen Pilze aus dem Boden schießen, im besten Falle fortgeführt, im schlechtesten kopiert. Mit Distance begibt sich nun also eine weitere auf die ausgetretenen Pfade und veröffentlicht mit „At The End Of All Things?“ ihr Debut auf Echozone. Zu den Anfängern zählt das Duo jedoch nicht mehr. Avalist ist bereits seit 1990 mit Misantrophe musikalisch aktiv und René schreibt seit 2003 Songs für sein Projekt Zeritas, welches 2004 den dritten Platz beim Sonic-Seducer Battle of the Bands erringen konnte und seinen Erstling am 07. Mai 2010 veröffentlichte. Wirft man einen Blick auf die myspace-Seite wird schnell klar, was einen auf dem vorliegenden Longplayer erwartet. Nahezu alles, was im Bereich der synthetischen Popmusik Rang und Namen hat, ist in der Sparte Einflüsse aufgeführt. Das muß nichts Schlechtes heißen, wirft aber gerade vor dem genannten Hintergrund die Frage auf, ob wir es hier schon wieder mit einem Depeche-Mode-oder-sonstwas-Klon zu tun haben. Jein lautet das Vorab-Fazit. Natürlich standen die großen Basildoner oder De/Vision, Wolfsheim und Konsorten unüberhörbar Pate bei den Kompositionen, trotzdem kann man Distance ein gesundes Maß an Eigenständigkeit nicht absprechen. Das fängt mit dem einprägsamen Gesang beider Protagonisten an, dessen unterschwellige Melancholie dem gesamten Album seinen Stempel aufdrückt. Weiche Stimmen sind es, welche eher für die ruhigen musikalischen Momente geeignet sind und dem wird auch größtenteils Rechnung getragen. Nur „Riddle In The Grid“, „Shine (For Me)“, „Broken Hours“ und – jetzt kommt's – den letzten der drei (!) hidden tracks könnte man als tanzbar bezeichnen. Die restlichen Stücke sind getragene Synth-Balladen, die zwar zu keiner Zeit klebrig oder süßlich anmuten, vielmehr harmonisch unaufgeregt aus den Lautsprechern blubbern, aber dennoch irgendwann am Hörer vorbeizurauschen drohen. So fallen von den langsameren Titeln lediglich „Back In Place“ und „Sweetgirl“ als wirkliche Highlights auf, wobei erstgenannter das in dieser jungen Kollaboration steckende Potential am besten verkörpert und vielleicht für die Zukunft einiges erwarten läßt. Der Grundstein hierfür ist mit „At The End Of All Things?“ jedenfalls gelegt und wer auf gefühlvolle elektronische Musik mit hervorragenden Vocals steht, der sollte die Scheibe unbedingt antesten.