Knapp zweieinhalb Jahre nach dem durchaus gelungenen Diem Supremum Obire erscheint ein weiteres Werk der Regensburger Kammermusiker Diodati. Und (Musik)Album Nummer drei ist eine echte musikalische Weiterentwicklung - es schreibt ein sehr positiv überraschter Hörer. Gelungen, besonders aber denoch etwas zu gestellt - auf lange Sicht fehlte mir ein musikalischer Flow um Diem Supremum Obire gerne und oft zu hören. Susurrus Lake hat da wesentlich größere Chancen. Denn nicht nur wurde die Grundinstrumentierung (aus bisher Cello, Kontrabass und Piano) um Akustikgitarre, Violine oder Bratsche erweitert. Nein, Diodati lassen die Melodien schlüssiger ineinander übergreifen und gestalten die Stücke mit gefühlt mehr Herz oder Wärme oder Lust auf Schlüssigkeit. Auch das Wagnis, Elektronik ins Spiel zu bringen ohne die Seele der eigenen Musik zu riskieren oder sich an moderne Konventionen anzubiedern ist gelungen: Einige Stücke wie zum Beispiel "Despair" erhalten ein elektronisches Rhythmusfundament und es finden sich vereinzelt Naturgerräusche, die klassischen Instrumente und der Gesang bleiben aber zu jeder Zeit die Hauptakteure. Diodati bedienen sich wieder vieler Genres, verbinden klassische Momente mit jazzigem Flair, zaubern sanften Folk in düstere Todeskunst und lassen so moderne Kammermusik entstehen, die vertrakt ist aber denoch noch zu verkopft wirkt. Wie bereits beim Vorgänger greifen Diodati auch auf Susurrus Lake zum Teil auf Texte anderer zurück (Michael Ende, Georg Trakl), vermengen sie mit eigenen Worten und entwickeln so ein inhaltliches Bild, das genauso eigentümlich und stimmig ist wie auch ihre Musik. Meinem Gefühl nach stehen der Band deutsche Texte besser zu Gesicht, aber vor allem kann man sagen, dass auch lyrisch eine erfreuliche Weiterentwicklung stattgefunden hat (mag es auch daran liegen, dass man sich auf der aktuellen Scheibe von einem alle Sücke einschließenden Konzept verabschiedet hat). Gwydions Stimme lässt mich weiterhin nicht in rasende Begeisterung verfallen und wirkt vor allem durch das hervorragende Spiel der Instrumente manchmal etwas verloren, denoch können er und diverse Gastsänger die gelungenen Texte angemessen transportieren. Hut ab, das Hören von Susurrus Lake bringt viel Freude und die Entwicklung zum Vorgänger ist beachtlich. Reinhören sollte man in das hörspielartige "Die Hurenkönigin", das instrumentale Titelstück, das wunderschöne "You" oder zum Beispiel in "Maskenball" (im zweiten Link). Sicherlich sollte man sich die Band auch für eventuelle Live-Präsentationen vormerken: Ich bin mir sicher, dass dies eine schöne Erfahrung werden könnte.