Wir schreiben das Jahr 1997: Nach dem der Black Metal jahrelang im Untergrund für Kontroversen und Schlagzeilen gesorgt hat, öffnete sich der Schlund der Hölle. Aus den Tiefen der Erde kommt ein Album an die Oberfläche, welches eine Szene für immer verändern und Herrschaaren von Jugendlichen auf den Pfad des Black Metals bringen wird. Die Rede ist natürlich von Dimmu Borgirs legendären dritten Album „Enthrone Darkness Triumphant“, ein Meilenstein des extremen Metals. Heute schreiben wird das Jahr 2007 und die neue Scheibe „In Sorte Diaboli“ befindet sich auf dem Seziertisch. Schaun wir doch mal rein, was vom alten Glanz und Gloria übrig ist. Wenn man die teilweise grandiose Neuauflage des Klassikers „Stormblast“ mal unter den Tisch fallen lässt, haben sich die Jungs geschlagene dreieinhalb Jahre für das neue Werk Zeit gelassen. Nach dem ersten Durchlauf, stellte sich mir jedoch die Frage, wofür? Aber fangen wir von vorne an… Erstmalig in der Geschichte der Band veröffentlichen die Jungs mit „In Sorte Diaboli“ ein Konzeptalbum. Zumindest ist dies der Anspruch. Jedoch kann ich außer den zusammenhängenden Texten nichts entdecken, was einem Konzeptalbum gerecht wird. Jeder Song steht für sich und bis auf das eher langweilige Instrumentalstück befinden sich alle Songs im für Black Metal eher ungewöhnlichen Bereich von vier bzw. fünf Minuten. Kurz zur Story, welche teilweise starke Parallelen zur Biografie von Chefdenker Silenoz aufweist. Sie spielt in einer zeitlich unbestimmten Zeit, in der ein junger Mann seine dunkle Seite entdeckt und dadurch in den Konflikt mit der Kirche gerät. So weit dazu, kommen wir nun zum wichtigsten Part, der Musik. Der Höllenritt beginnt königlich, die Tore öffnen sich, dunkle Synthieschwaden durchstreifen das Land, majestätische Bläser lassen auf großes Hoffen. Die Chöre setzen ein und bieten ein Gefühl der Erhabenheit. Und ja…es klingt wie „Starwars“! Doch dann bricht das Inferno los, der DoubleBeat zerschlägt aufs brutalste die dunkle Watteschicht. Was danach folgt ist ein typischer Dimmu Borgir Kracher Marke „Progenies Of The Great Apocalypse“. Fette Riffs, Shagrats diabolisches Keifen, einiges an Bombast und Vortex engelsgleiche Stimme obendrauf. Zum Bombast sei noch gesagt, dass man diesmal auf die Zusammenarbeit mit einem Orchester verzichtet hat, und doch lieber auf den Klimperkasten zurückgegriffen hat. Nachvollziehbar, halten sich die Orchesterparts im Gegensatz zu den Vorgängern doch eher in Grenzen. Während „The Chosen Legacy“ zwar mit gewaltigen Drum-Attacken und hübschen Riffs glänzt und „The Conspiracy Unfolds“ mit triumphalen Blässern für ordentlich Druck auf den Ohren sorgt, kann mich erst „The Sacrilegious Scorns“ wieder richtig überzeugen. Ein im ersten Teil eher ungewöhnlich anmutender Song mit symphonischen Elementen, der sich mit dem Einsatz von Vortex zum meinem persönlichen Lieblingstrack aufschwingt. Sehr melodisch – der Ausreißer des Albums, zumindest was den ersten Teil des Tracks betrifft. Nach dem ungewöhnlich braven Instrumentalstück lassen die Norweger nichts mehr anbrennen. Die restlichen Songs weisen wieder alle Elemente auf, welche Dimmu Borgir zu der erfolgreichsten Black Metal Formation des Erdballs werden lies. Und genau das ist das Problem, denn wirklich Neues wird uns nicht präsentiert. Wenn man den Jungs was böses will, kann man von „Auf-Nummer-Sicher-gehen“ sprechen. Experimente sind bis auf „The Sacrilegious Scorns” nicht zu finden. Produktionstechnisch lies man es ebenfalls beim Bewährten, als man sich für Fredrik Nordström entschied und gegen die Idee mal wieder bei Peter Tätgren vorbeizuschauen. So bleibt mir nur zu sagen, dass man bei „In Sorte Diaboli“ von einem qualitativ hochwertigen Black Metal Album ohne Ecken und Kanten sprechen kann, jedoch keins, was das Zeug zur Legende hat. Denn auch eine aufwendige Verpackung und künstlerisch ansprechende Umsetzung des Konzepts kann nicht darüber hinweg täuschen, dass dieses Album ein zahnloser Tiger, mit wenige Biss und Mumm ist. Ein Schaf im Wolfspelz sozusagen…