Das Output von Digital Leather alias Shawn Foree ist enorm – erschienen allein 2011 eine EP, eine Single und Tape, folgt nun bereits ein neues Album: "Modern Problems" ist der Nachfolger der 2009 veröffentlichten LP "Warm Brother" und im Gegensatz zu seinem Vorgänger noch konsequenter produziert, aufgenommen mit einem Tape-Recorder in Forees Schlafzimmer, eingespielt in nur wenigen Takes.

Doch im Gegensatz zu vielen anderen DIY und lo-fi Bands ist dies bei Digital Leather nicht nur Pose, der raue Sound nicht nur ein hippes Tool oder Retro-Chic – die 13 Songs des neuen Albums beweisen einmal mehr, dass Foree es auf unvergleichliche Art schafft, mit simple Drum-Machine-Rhythmen, verschrobenen 80s-Synths und verwaschenen Gitarren einen Sound zu erschaffen, der sowohl nach 70er-DIY-Punk oder New Wave aber ebenso modern klingt. Foree bedient sich keiner schalen Vintage-Attitüden nur um ihrer Selbstwillen, seine starken Popsongs sind auf wenige Pinselstriche herunter gebrochene Skizzen, die ihren Charme vor allem ihrer Simplizität zu verdanken haben.

So direkt wie der Sound sind auch die Texte: "I feel so fuckin‘ depressed sometimes, don’t even have the energy to take my life" heißt es im Song "Thrill Is Gone". Doch statt einer verbitterten Einladung zu einem finalen Schlaftablettencocktail, vermittelt Foree vielmehr wie man Selbstmitleid und Selbstzerstörung in Selbstironie und Energie umwandelt. "Modern Problems" ist ein kurzweiliges Power-Pop-Album, das dennoch Tiefe besitzt und vom ersten bis zum letzten Song überzeugen kann. Was eine Nummer wie "Hanging On The Telephone" von The Nerves schafft, das schafft ein "Decoys" oder "Man With No Emotion" von Digital Leather allemal.

Man möchte die Fenster öffnen, die Platte auflegen, den Lautstärkeregler bis zum Anschlag aufdrehen und laut mitsingen "Over it, you just can’t get over it!".