Régis Baillet und Jérôme Chassagnard haben sich bekanntermaßen temporär getrennt und ihr Projekt Ab Ovo vorerst auf Eis gelegt. Wollen wir hoffen, dass das französische Duo noch einmal zusammen findet. Bis dahin gehen die beiden Musiker jedoch getrennte Wege. Jérôme Chassagnard veröffentlichte im letzten Jahr bereits das Album "(F)light". Nun folgt sein Kompagnon mit seinem neuen Soloprojekt Diaphane und dem Album "Samdhya", was Sanskrit ist und übersetzt Zwielicht bedeutet. Ähnlich wie sein Kollege entfernt sich auch Régis Baillet nicht allzu weit von seinem bisherigen musikalischen Schaffen. Zwei Dinge fallen jedoch sofort auf. Das Album spielt deutlich mehr mit Rhythmen, als man es von Ab Ovo gewohnt ist und es gibt vermeintlich lange Pausen, so als ob das Album wie ein guter Rotwein Zeit zum Atmen benötigt. Diese Pausen sind eigentlich keine, denn ganz schwach sind Töne zuhören. Dennoch sind diese gefühlten Unterbrechungen manchmal einfach so lang, so dass man z.B. vor dem letzten Track "Chandra's Breath" glauben könnte, das Album wäre zu Ende. Wer so frühzeitig verführt die Stop-Taste drückt, verpasst einen wahrlich wunderbar melancholischen Song, der zwar fast vier Minuten braucht, um in Fahrt zu kommen, aber dann mit räumlich entfernt klingenden Kinderstimmen und sanft angeschlagenen Klavierklängen eine tiefe Zufriedenheit und Idylle auszudrücken. Das Album beginnt mit dem Song "Nebula" in ähnlicher Manier, mit einer langgezogenen Startphase, gesampletem Gesangstimmen und Klavierklängen. Doch hier dominiert ein solider Rhythmus, der dem Song trotz seine Melancholie einen gewissen Drive verleiht. Dafür stürzt uns das folgende "Les Hautes Terres" in ein tiefes Loch voll Trübsal, weil hier die Klavierklänge verbunden mit Synthies tiefe Wunden reißen. Diese seelische Pein wird bei "Signa" noch verstärkt, denn hier werden die Klaviertasten synchron zum Beat angeschlagen, der dann auch gleich mal etwas mehr Bass enthält. Dieses niedergeschlagene Voranschreiten hat etwas Hingebungsvolles, Erhabenes. Ein Eindruck, den man ohne weiteres auf das gesamte Album übertragen kann. Die Songs scheinen aus der Ferne heranzuschweben, so als ob sie erst einmal ankommen müssen, bevor sie ihre volle Pracht entfalten können. Régis Baillet hat mit "Samdhya" ein wahrhaft malerisches Album erschaffen, auch wenn Zwielicht als Titel nicht ganz passt, denn es klingt eher nach Morgen- denn nach Abendröte.