Liest man manchmal während der Vorarbeit zu einer Rezension die eines Kollegen bzw. einer Kollegin vom Medienkonverter, ist man glatt versucht, deren Worte zu kopieren, obwohl es sich natürlich um eine ganz andere Veröffentlichung handelt. Jedenfalls ging's mir so, als die Besprechung zu "Niemals mehr" von Herzblvt online ging. Ja, auch das vorliegende Album „Precatio“ des Duos Dialis ist eine von jenen CD's die im durch Zeit- und Mitarbeitermangel verursachten Stapel liegengeblieben sind. Und ja, auch diese Scheibe könnte eine Perle sein, wenn... doch dazu später mehr. Irgendwann im Jahr 2010 trudelte also das in Eigenregie veröffentlichte Debut der beiden Italiener Franco Bottoni (vocals/bass/acoustic guitar) und Giuseppe Giulio Di Lorenzo (piano) in der MK-Redaktion ein, ausgestattet mit einem geradezu opulenten Booklet inklusive aller Texte sowie sehr ästhetisch gestaltetem schwarz-weissem Artwork. Hut ab! Ebenfalls ansprechend kommt zunächst die Musik daher, die sich irgendwo zwischen melancholischem Darkwave und Neo-Klassik einpendelt. Klavier, Geige und Cello nehmen eine tragende Rolle ein, werden aber durch zahlreiche weitere Instrumente, gespielt von ebenso zahlreichen Gastmusikern, ergänzt. So entsteht ein reichhaltiger Klangteppich, bei dem man merkt, daß sich Songschreiber Bottoni viel Mühe bei der Ausarbeitung der einzelnen Titel gegeben hat. „As Judas Curses“ beispielsweise wartet mit einem beinahe rockigen E-Gitarrenriff auf, während das folgende „Labyrinth Of Senses“ durch tribalartige Percussions sowie Querflöte, Akkordeon und Klarinette einen leichten Folk-Einschlag bekommt. Die gleiche Querflöte verleiht auch Liedern wie „A Fragile Rebirth“ oder „Feeding Of Tears For E. Dickinson“ einen lieblichen Touch. Im Gegensatz dazu überrascht in „Presentation To The Heaven“ ein Tenorsaxophon, das in Verbindung mit Trommeln und Streichern eine eigentümlich getragene Stimmung verbreitet, und dadurch im Kontrast zum etwas treibenderen Nachfolger „A Sweet Eclipse“ steht. Zum finalen „A Cliff Apart“ wird schließlich noch einmal fast die ganze instrumentale Palette zu einer romantischen Ballade aufgeboten. Wie gesagt, die Scheibe könnte eine Perle sein, wenn... der Gesang nicht wäre. Dieser macht nämlich die gekonnt aufgebaute Atmosphäre derart bravourös zunichte, daß man sich schon fragen muß, ob Signore Bottoni oder zumindest sein Mitstreiter Di Lorenzo das Master vor Veröffentlichung überhaupt angehört haben. Dabei ist das Problem weniger die Stimme selbst, sondern die Art, wie sie von Franco Bottoni eingesetzt wird. Neben dem Vordringen in gesangliche Höhen und Tiefen, welche nicht die seinen sind, ist es hauptsächlich das gekünstelte Vibrato an möglichst vielen passenden bzw. unpassenden Stellen, welches mich erschauern und letztlich am Sachverstand der beiden Italiener zweifeln läßt. Schade, schade, schade, wenn ein wirklich guter Ansatz so vehement an einem einzigen, jedoch wichtigen Bestandteil krankt und sich deswegen der Möglichkeit beraubt, eine breitere Zuhörerschaft zu erreichen – mal abgesehen von der einer guten Bewertung auf dieser Seite.