Je älter man wird, desto schneller scheint die Zeit zu vergehen. Und so sind es doch schon fast drei Jahre, die das letzte Album von De/Vision zurückliegt. Nun, was hat sich getan? Die Jungs waren inzwischen auf ausgedehnter Tour mit ihrem Elektronic-Set, bei dem der Rückschritt auf nur nur zwei Musiker auf der Bühne für mich ein klarer Fortschritt ist. De/Vision sind nun mal Elektronik und kein Rock'n'Roll. Und zu dieser klaren Elektronik-Schiene bekennen sie sich auch auf 'Popgefahr', ihrem mittlerweile, wenn ich richtig gezählt habe, dreizehntem Studioalbum. Mit Schumann & Bach blieben sie auch ihren Produzenten treu und somit sollte eigentlich nichts mehr schief gehen, noch dazu wurde entschieden, auch gleich eigenes Label dafür zu gründen. Respekt. Werfen wir nun einen etwas genaueren Blick auf die 'Popgefahr', die uns ab 19.3. bedrohen wird. Die zehn Tracks starten mit 'mAndroids' als kraftvolles Intro in ein kompaktes Sounderlebnis von knapp 48 Minuten. Treibend und progressiv wird auf eine neue Rasse Menschen angestimmt, halb Mensch, halb Maschine. Wo ist der Sci-Fi Channel?? 'Rage' als zweite Nummer ist schon seit einiger Zeit bekannt und wohl der strengste Gegenpol am Album, sehr verzerrte Soundstrukturen passen sich perfekt ans Thema an und man möchte den Refrain aus voller Brust mitsingen. Jeder hat wohl seine Rage-Phasen... Das Break sorgt dann aber wieder für gewohnte Synthie-Harmonie und man kann sich eigentlich schon dem nächsten Song widmen, der von Schmalz nur so trieft und auf keinem "Tape" fehlen darf, um seine Herzallerliebste zu erfreuen. 'What's love all about' ist für mich eine der besten Nummern am Album, verspielte Variationen, schöne Melodien, feine Sounds, einfach herrlich, der Frühling ist da! Die B-Seite der Vorab-Single in ihrer Album-Version, 'Time To Be Alive', ist nach wie vor für mich eine der schönsten De/Vision-Nummern aller Zeiten. Sehr emotional gehalten, jedoch eine Gangart schneller und somit auch tanzflächentauglich! Am Album nun auch etwas länger, als auf der Single. 'Plastic Heart' ist ja schon als Snippet durch's Netz gegeistert und hat mit einem großartigen Intro begeistert. Mir ist dann aber der Refrain irgendwie zu verspielt und auch mit dem Text komm ich nicht so ganz klar. Keine schlechte Nummer, aber etwas flach. 'Be A Light To Yourself', eine weitere recht ruhige Episode auf 'Popgefahr', ist sehr schön aufgebaut, was die Struktur angeht, nach 3/4 des Lieds trägt ein sehr ansprechender Synthloop die Nummer bis zum Ende. Die BPM's werden bei 'Ready To Die' wieder nach oben geschraubt. Ein sehr kontroverser Text passt zu den recht kantigen Sounds und macht sich gut als zweiter Gegenpol. Ein weiteres Highlight ist mit Sicherheit 'Flash Of Light': De/Vision in Reinkultur. Melodisch, energetisch, treibend, Steffens leicht kratzige Vocals und ein Refrain, der hängen bleibt... Abtanzen ist angesagt! 100 Punkte, Freunde! 'Twisted Story' macht auch einen soliden Eindruck und hat Potential, sich noch etwas zu entfalten. Weder schnell noch langsam passt es gut als vorletzter Track. Idealer als 'Until The End Of Time' kann man das Outro eines Albums nicht definieren. Langsam startet die Nummer, sehr feine & präzise Klänge erreichen einen. Leicht verzerrte Vocals bereiten auf den Refrain vor, der eigentlich das ganze Lied füllt. Das geilste an dieser Nummer ist aber das Ende, nach 4 Minuten wird ein fetter treibender Instrumentalpart gestartet, der eigentlich auch 10 Minuten gehen könnte. Hammer! Eines der Highlights am Album. Und so endet die Popgefahr, die trotz deutschem Titel aus rein englischen Songs besteht. Und De/Vision beweisen abermals, dass sie das Zeug haben, großes Synthpop-Kino zu bieten! Als genialen Coup gibt's es Popgefahr in einer limitierten Version mit USB-Stick, Magnet-Platte, der Promo-Single usw..., aber Achtung, die Gefahr ist sehr rar! Auf Tour sind De/Vision außerdem. Also nichts wie hin!