Ja, ja die Schweiz... sie ist nach wie vor die Heimat seltsamer Individuen und ungewöhnlicher Klangkunst. Seinerzeit bescherte sie uns mit Yello ein Projekt, das mit elektronischen Experimenten musikalische Geschichte schrieb, 1995 brachte sie den „Eremiten“ hevor, der ebenfalls mit außergewöhnlichen Tönen von sich reden macht. Inzwischen zu einem Sextett um Mastermind Der Gian angewachsen, veröffentlichen Der Eremit mit „Das“ bereits ihren vierten Longplayer. So uneben wie die bergige Heimat des Projektes kommt auch dessen Output daher. Auf „Das“ findet sich ein rauschhafter Stilmix der verschiedensten Elemente. Angefangen mit einem düsteren Rezitativ, untermalt mit verzerrter Elektronik bei „an dich“ steigert sich Gians Sprechgesang alsbald in „sturmauge“ zu einem Crossover aus HipHop Vocals und harten Gitarrenriffs. Dieser Song wird jedoch sofort aufgelockert durch eine beinahe schon liebliche Cello-Melodie. Bei „neue sonne“ wird der Hörer plötzlich mit indischen Trommeln überrascht und mit der Erkenntnis, daß wir es bei „Der Eremit“ nicht nur mit Sprechgesang zu tun haben. Hier aber liegt die große Schwäche des Albums. Während sich die rezitierten Passagen gut in die wilden, experimentellen Soundstrukturen einfügen, wirken die gesungenen Passagen ein wenig gequält und zu aufgesetzt. An diesen Stellen meint man, Text und Gesang wollen nicht recht zueinander finden. Das mindert den Gesamteindruck des Albums deutlich und läßt die durchaus nicht uninteressanten Lyrics fast schon ein wenig lächerlich wirken. Der Eremit wären besser beraten gewesen, sich auf den Sprechgesang oder mehr instrumentale Stücke zu konzentrieren. So ist das einzige Instrumental, der Titelsong „das“, ein Stück, das mit weichen Cello-Linien im Komtrast zu kernigen Hintergrund-Gitarren und verspielter Elektronik unter die Haut zu gehen weiß. „parolenpolka“ überzeugt dagegen mit Industrial Anleihen und harten, militärischen Vocals die wieder durch spielerische Keyboards relativiert werden. Für diese vielseitige Mischung aus neuer deutscher Todeskunst, HipHop, Industrial, Rock, Folk und ich weiß nicht, was noch alles, geht ein Kompliment an die sechs Eidgenossen. Trotz der Schwächen beim Gesang überzeugt „Das“ durch seinen Mut, Grenzen zu sprengen.