Fast pünktlich zum „Himmelherrgott!“ schreienden Skandal in der katholischen Kirche stellen Kim Hoffmann und Markus Pawlikowski alias DEN.C.T.BUG die „Glaubensfrage“. „Wen betest du an?“ fragen sie uns. „Wer glaubt denn an dich? Wenn die Hoffnung zerbricht, der Zweifel dich sticht. Wer glaubt dann an dich“. Manche mögen längst ihre Antwort darauf gefunden haben – oder glauben es zumindest. Doch einige sind noch immer auf der Suche. Mal sehen, ob DEN.C.T.BUG hier eine Entscheidungshilfe geben können. Auf ihrer aktuellen EP „Glaubensfrage“ tauchen DEN.C.T.BUG tief in religiöse und kirchliche Welten ein, ganz ohne Scheu, das auszusprechen, was sie dabei bewegt. Da wird das Glaubensbekenntnis zur Abgrenzung und in „Gotteskrieger“ schonungslos die Achse zwischen Gewalt, Terror, Krieg und Gottesglaube aufgedeckt. Nächstenliebe wird unterm Kreuz und hinter Klostermauern zur Farce und die feige missionarische Rechtfertigung der Kreuzzüge an den Pranger gestellt. Wortgewaltig, kritisch und mutig beziehen DEN.C.T.BUG klar Stellung und liefern jede Menge Stoff zum Sinnieren. Dabei kommt auch im Intro die Schöpfungsgeschichte nicht zu kurz, humorig und eigenwillig erzählt in Form eines nicht ganz ernst gemeinten Dialog zwischen Gott und dem Teufel. Angesichts der wirklich formulierungsstarken Texte – man ist erneut der deutschen Sprache treu geblieben – wäre das Reimschema nicht zwingend notwendig gewesen, tut dem Ganzen aber auch keinen Abbruch. Durch die markante, schwer an Rammstein oder Unheilig erinnernde Stimme Kim Hoffmanns, der auf „Glaubensfrage“ mehr einem erzählenden Ankläger denn einem „Sänger“ gleicht, gewinnen die Aussagen zusätzlich an Nachdruck, eine bisweilen unterschwellig mitschwingende Aggressivität nicht zu vernachlässigen. Eindruck von musikalischer Seite vermögen DEN.C.T.BUG mit pulsierenden Beats, eingängigen EBM-Sounds und melodiösen, düster-poppigen Synthieflächen hinterlassen, wobei der Focus eher auf Eingängigkeit statt Abwechslungsreichtum liegt. Das Strickmuster der Songs ist relativ simpel und auf Tanzbarkeit ausgelegt, ein wenig mehr Spielerei und Mut zu Experimenten hätte sicher nicht geschadet. Fast fühlt man sich an manchen Stellen, vor allem bei Nächstenliebe, ein wenig an Heimataerde erinnert … Aufgepeppt wird die 4-Track-EP durch Remixe von Musikkollegen wie Funker Vogt, Reaper, Re:\Legion, Strafbomber, Chrom und Radium226, sodass die Neuveröffentlichung mit insgesamt 12 Titeln aufwarten kann. Die Ergebnisse reichen von geglückt und hörbar bis völlig misslungen und überflüssig. Für den Preis einer EP ist es aber immerhin eine Menge Musik, die es sich anzutesten lohnt, aber ein klein wenig in gefühlter Eindimensionalität gefangen scheint. Das Thema hätte von der Umsetzung her sicher mehr hergegeben. Damit wäre dann auch die Frage nach der Entscheidungshilfe beantwortet. Wir müssen also weiter nach der Antwort suchen …