Der Name Den.C.T.Bug war mir um ehrlich zu sein bisher nicht bekannt, auch wenn das selbstproduzierte Vorgängeralbum mit dem Titel „Format“ von Kollegin Susanne 2006 einiges an Lob und gedrückte Daumen für einen Plattenvertrag einheimsen konnte. Und tatsächlich – mit Xenobiotic haben die beiden Bayern ein Label gefunden, das dieser Tage die „Deutschstunde“ veröffentlicht. Na dann herzlichen Glückwunsch und reingehört in die runde Stunde elektronischer Musik. 12 Titel finden sich auf dem Album und der Albumtitel lässt bereits zwei Dinge erahnen: erstens sind alle Texte auf deutsch und zweitens geht es durchaus ungewöhnlich zu bei Den.C.T.Bug. Erinnert die Musik irgendwie an eine Mischung aus And One, VNV Nation, also an Synthie Pop, bzw. EBM der etwas „ver-tranced“ wird, so ist der Gesang bereits oft mit Rammstein, Witt oder Unheilig verglichen worden – und das nicht zu unrecht. Ganz so stark wie beim deutschen Exportschlager Rammstein wird das 'r' zwar nicht gerollt, aber die sonore Stimmlage und die Textkonstruktionen lassen durchaus berechtigt Vergleiche zu. Leider trifft Kim Hoffmann nicht immer jeden Ton und sein Stimmvolumen und seine Variabilität sind ziemlich begrenzt, aber Den.C.T.Bug schaffen es denoch, das Beste aus diesen besonderen Vocals herauszuholen. Die Kombination aus pumpenden EBM/Electro und tiefen Männersprechgesang findet man in gewisser Weise auch bei Der Prager Handgriff, weswegen dieses elektronische Urgestein auch durchaus als Vergleichsprojekt herhalten kann. Die Bässe, für elektronische Tanzmusik ja schwer relevant, erweisen sich leider als monotones Dauerwummern, das nur selten mit netten Gimmicks aufwartet (Ausnahme ist hier z.B. „Rauschen“). Da wäre mehr drin gewesen, zumal sich die Band melodisch durchaus auf wenig abgegraste Gebiete wagt und ihre Songs interessant aufbaut und mit unerwarteten instrumentellen Mitteln umsetzt. Dreh- und Angelpunkt des Duos sind die deutschen Texte: und hier werden sich wohl die Geister scheiden, denn einerseits sind Texte wie der des Titeltracks augenzwinkernde Sticheleien auf die Gesellschaft, die mich ein wenig an Kontrast/Isecs erinnern, doch nervt die immergleiche Tonlage und ein Fehler, der mir wirklich zu schaffen macht: warum muss man, wenn man der deutschen Spache in den Texten einen so besonderen Wert zumisst unbedingt Reim-dich-oder-ich-fress-dich Texte schreiben und dann in die Betonungsfalle zu stolpern? Was hilft der schönste Text über die deutsche Spache, wenn man die Worte dann falsch betont? Und Lieder wie der „Straftäter“, der bereits einige Erfolge in den Tanztempeln der deutschen Szene verbuchen konnte, nerven mich aufgrund von Textzeilen wie: Straftäter - sie zeigen auf mich mit'nem Finger, Straftäter - ich bin kein Schöner, ich bin ein Schlimmer... Ist aber wohl Geschmackssache und auch ich habe sehr viel Gefallen an der CD gefunden, auch wenn das bisher nicht danach klang: Gerade in den Momenten, in denen Den.C.T.Bug nicht auf den sonoren Erzählgesang bestehen, kann man sich auf ihre wahre Stärke konzentrieren: Einen Heidenspaß machen die Melodien und Songstrukturen, hier wird nicht einfache elektronische Kost geboten sondern gut strukturierte Klangwände. So ist „Herrenwahl“ mit seinem minimalen Text und breiten Instrumentalbögen ein feiner Tanzkracher, „Klavierlehrerin“ macht textlich einiges her und baut passend am Ende ein kleines Pianointermezzo mit noisigem Bass ein. Der pumpende Bass und die schwelgende Stimmung in „Ungesehn“, „Hauser“ mit seiner allzutypischen Elektrorefrainmelodie, die in ein wunderbares Stück eingebaut wurde und „Isolation“, das trotz fehlender Bässe absolut fesselt – es finden sich einige sehr starke Songs auf dem Album. Ganz besonders angetan bin ich vom abschließenden „Sein“, das mit einer barocken Melodie aufwartet, die dann zwar von feinem Elektro umspült wird, aber denoch über die ganze Spielzeit hin eine klassisch-nostalgische Note versprüht. Dazu ein minimaler Text („Leben, fühlen, sein“) und ein Topsong beendet die „Deutschstunde“. Die restlichen Songs sind auch gut konsumierbar, fallen aber entweder durch einen langweiligen Aufbau („Leben“), leichte Belanglosigkeit/Beliebigkeit in der Melodie („Lebenskrone“) oder eben nevende Texte („Straftäter“) gegenüber den starken Songs ab. Fans experimentierfreudiger Elektromusik, die a) nicht alles zu ernst nehmen und b) auch vor etwas fordernden Texten und Arrangements nicht zurückschrecken, sollten wirklich mal reinhören. Für weitere Alben wünsche ich mir aber vor allem mehr Kreativität bei den Bässen, abwechslungsreicheren Gesang und richtige Betonung, wenn man schon die deutsche Sprache huldigen will. Ansonsten Daumen hoch und viel Erfolg.