Dembahl – ein recht außergewöhnlicher Name, der erst einmal bar jeglicher Assoziation ist. Wer ein wenig in der Biografie der Band nachliest, erfährt schnell, dass die Schweizer schon oft und beharrlich nach dessen Bedeutung gefragt wurden. Eine schlüssige Antwort war den Musikern jedoch bisher nicht zu entlocken. Außergewöhnlich ist auch, dass uns das aktuelle Album „Whole“ erst knapp sechs Monate nach Veröffentlichung erreicht. Jetzt rotiert es also endlich im CD-Player – und es ist großartig! Wer sind Dembahl? Gegründet von Mike (Synths) und ASF (Producer), begannen die beiden einen Streifzug durch sämtliche Spielarten elektronischer Musik. Bald darauf stießen die begnadete und sympathische Sängerin Romy sowie der Londoner Keyboarder und Bassist Riz1 zum Team. Mit den beiden EPs „Socrates“ und „Drop your defences“ machten Dembahl auf Anhieb erfolgreich von sich hören und ernteten landesweit sehr positive Kritiken. Während „Socrates“ sich noch in verfrickelten Trip-Hop und Drum’n Bass-Gefilden bewegte, schwenkte das Quartett mit „Drop your defences“ vom experimentellen Sound in Richtung eingängigere Popmusik. Nach mehreren Jahren intensiver Arbeit und kontinuierlicher Weiterentwicklung überraschten Dembahl die Hörer und Medien mit ihrem Debüt-Longplayer „Peaceconfencere“ – den Aussagen der Band zufolge ein Werk, das eine „Gratwanderung zwischen Kunst und Kommerz“ repräsentiert – will heißen eine interessante Melange, die weder aneckt, noch in den anspruchslosen Gefilden heutiger Pop-Kultur untergeht. Dembahl gelingt auch mit ihrem neuen Output „Whole“ ein schwieriger Spagat zwischen Underground und Mainstream. Inzwischen hat die Band weitere Verstärkung bekommen: Drummer Pablo sorgt seit 2005 für den nötigen Beat, eine (E-)Gitarre sucht man bis heute allerdings vergeblich. Man vermisst sie auch nicht wirklich, denn was Romy, Mike, Riz1 und Pablo auf „Whole“ zusammengetragen haben ist beachtlich. Ihre selbstbetitelte „electronic Songmusic“ sprengt die Grenzen des schnörkellosen Pop und prescht mit einer mitreißenden Kraft durch sämtliche Spielarten elektronischer Musik. Kein Song ist wie der andere aufgebaut, eine klare Struktur und Handschrift lässt sich nicht wirklich erkennen – eine Schublade gibt es für ihre Musik nicht. Dembahls Einflüsse sind so vielfältig wie die Erfahrungen in ihren vergangenen Schaffensjahren. „Whole“ ist eine Sammlung intelligent geschriebener Popsongs, garniert mit einem Schuss Drum’n Bass aus den Anfangstagen der beiden Gründungsmitglieder und frechen Trip Hop-Beats, die einigen Tracks gnadenlose Tanzbarkeit und Clubfeeling verleihen. Sensible, aber kraftvolle Balladen wie „Get by“, das verträumte „Grateful moment“ oder atmosphärische „There’s no tomorrow (the say) machen das Album trotz seiner stilistischen Breite rund. Allerdings wirken sämtliche Songs nicht annähernd so stark ohne Sängerin Romy. Ihre faszinierend wandlungsfähige und ausdrucksstarke Stimme ist mehr als nur das berühmte Tüpfelchen auf dem i, denn sie scheint kaum Grenzen zu kennen: Ob als zart verträumtes Mädchen, hingebungsvolle Diva, die auch vor schwindelerregenden Tonhöhen nicht zurückschreckt oder als aufmüpfige, selbstbewusste Power-Frau mit reichlich Sex-Appeal und Groove im Blut, Romy steuert zu jeder Melodie das perfekte Feeling bei. Eine Stimme, die man nicht vergisst! Dembahl beherrschen die Klaviatur abwechslungsreichen Songwritings auf eindrucksvolle Weise: Vom frechen, minimalistischen 80ies-Retro-Track („If I Can“), der ausgeflippten, originellen „Hommage“ an das Heimatland („Sweet sweet Switzerland“), experimentellen Spielereien („The road we’re on“, „Becoming sane“) oder dem Reggae-angehauchten, in schönster UB40-Manier umgesetzten Titeltrack „Whole“ – das aktuelle Album versprüht Energie und Lebensfreude, es mangelt ihn aber dennoch nicht an Ernsthaftigkeit. Die Band beleuchtet das Leben mit seinen vielen Facetten kritisch, thematisiert die Licht- und Schattenseiten der modernen Existenz, ohne mit erhobenem Zeigefinger belehren zu wollen oder in stumpfsinniger Manier mit Kraftausdrücken über die „großen, Schuldigen da oben“ zu wettern. Es macht Spaß, mit den Schweizern auf Entdeckungstour durch die Welt des Pop zu gehen! Wer viel Melodie und eine starke Frauenstimme genießen möchte und stilistische Vielfalt dem langweiligen, sich gegenseitige kopierenden Einheitsbrei vorzieht, der sollte Dembahl auf Ihrer Reise begleiten! Übrigens darf man sich bei Dembahl auch live auf etwas besonderes freuen: KyraCat, die „Frau fürs Visuelle“ sorgt mit außergewöhnlichen, auf die Sounds abgestimmten 3D-Screenings und Videoanimationen für den Augenschmaus – allerdings sollte man Romy und ihre Herren dabei nicht aus den Augen verlieren! Dranbleiben, hier sind vielversprechende Künstler am Werk!