Jeff Dodson ist erfolgreicher Sound Designer, Komponist und Motion Graphics-Künstler, der unter anderem für Nivea, Nike, Ferrari, Coke, Computerspiele und TV-Produktionen Musik und/oder Animationen erstellt hat. Nun ruft dieser Mann seine Fans dazu auf, ihn beim Geschlechtsverkehr mit einem Pferd zu zeichnen und ihm das Ergebnis zuzusenden. Anlass für diese ungewöhnliche Aktion ist die Veröffentlichung seiner bisher dritten LP, "Lament Element", welche man dabei gewinnen kann.

Im Grunde ist es allerdings auch ein Debut, denn die beiden Alben zuvor entstanden noch in Zusammenarbeit mit Matt Flego, mit dem er das Projekt 2000 ursprünglich als Industrial/Noise-Experiment unter dem Namen "Bitstorm" gestartet hatte. 2004 trennten sich ihre Wege, Dodson zog nach LA und verfolgte seine Karriere im Film- wie auch im Kompositions-Bereich. 2008 kam es zu einer Kollaboration mit Hypnoskull, die bisher leider noch ergebnislos geblieben ist. Laut Dodson wurden jedoch schon fleissig Samples ausgetauscht. Jetzt hat er sich also entschlossen, mit Defrag, diesmal allein, zurückzukehren und hat mit Hymen auch gleich ein profiliertes Label gefunden. "Lament Element" vereint Komponenten aus Drum 'n' Bass, Dubstep und IDM. Der Bezug zu letzterem ergibt sich aus der Vielschichtigkeit und rhythmischen Komplexität der Stücke, deutlich wahrnehmbar in "Madness Rides The Starwind" und "Tommy", die beide dementsprechend auch zur Mehrheit der nicht tanzbaren Stücke dieses Werks zählen.

Der Dubstep-Einfluss wird für mich bei "The Old Growth" und vor allem "Color My Dreams" sehr deutlich, das sich durch genre-typischen Groove auszeichnet. "Long Horrible Shadows" steht ganz im Zeichen von treibendem Drum 'n' Bass/Breakcore, macht mächtig Druck und animiert. "Element L1" fällt als drone-untermalter Ambient-Track ohne Beat etwas heraus, ist mit 1:46 Minuten allerdings auch sehr kurz und wohl eher als Zwischensequenz denn als eigenständiges Stück zu verstehen. Es gewährt trotzdem ein klein wenig Entspannung, bevor das erwähnte "Color My Dreams" wieder gegen das Trommelfell hämmert. Dieses Stück ist, wie einige andere auch, mit besänftigenden Streicher-Melodien ausgestattet, die in einem dialektischen Verhältnis zu den versetzten, zerhackten Beats und teils verzerrten Synths stehen.

Die im Verlauf des Albums immer wieder aufkeimenden, melodischen Flächen helfen dann auch, die vordergründigen, teils aggressiven und etwas sperrigen Rhythmus-Arrangements zu entschärfen. So soll auch das Design des Artworks die fragile Ambivalenz zwischen Bösem und Frömmigkeit, Dunkelheit und Schönheit repräsentieren und kann damit als visuelle Entsprechung des Stils betrachtet werden. Die Neuronen meines auditorischen Cortex fühlen sich stimuliert und oszillieren euphorisch im Takt. Komplexe Rhythmus-Spielereien, geradliniges Drum 'n' Bass-Geballer, emotionale Streicher-Passagen, steriles Sound-Gehacktes und noch eine Portion Sub-Bass oben drauf: Dodson liefert ein überaus abwechlsungsreiches Album ab, bei dem ich mir wünsche, ich hätte eine bessere Musikanlage. Die Kombination ist gelungen, er fährt sich nicht in schwer verdaulichem Gefrickel fest, sondern bietet zwischendurch immer wieder einen Zugang.

"Lament Element" ist zu empfehlen für Leute, die z.B. eine etwas melodischere Alternative zu Broken Note suchen oder denen das Gros der IDM-Acts zu verträumt ist, und natürlich für alle die einfach Spass an vertrackten Beats haben.