Die NeoFolk Szene wirkt bisweilen (etwas) elitär, humorlos, unterkühlt und häufig kokettieren Bands mit Ästhetik und Weltbild von zumindest sehr konservativen Vorgängerregierungen. Ein gefundenes Fressen für Persiflage, man erinnere sich an Sturmpercht, die Death in Junes „Little black angel“ knusprig braun al„s`Hendl“ servierten. Nun haben Freunde des Sounds von eben Death in June zur Symbols Zeit, Rome und vor allem Spiritual Front mit Hang zum humorvollen Trash die Chance, sich zumindest zu entscheiden, ob das Debütwerk Hitparade von Death in Rome eine gute Investition ist.

Viel preisgeben wollen die drei Herren nicht von sich, also lassen wir ihre Taten für sich sprechen. Liedgut aus den Charts der Vergangenheit, Hits und Trash gleichermaßen, toternst neofolkisiert findet sich zu Hauf in dieser Hitparade. Viele typische Elemente des Neofolks finden sich in ihrem Soundkosmos, von den militanten Percussions, dem dichten Keyboardteppich, kalt oder kämpferisch wirkenden Samples und sanft-passivem Gesang, immer begleitet von Akustikgitarren oder Piano. Der Sound ist verdammt gut getroffen, die Melodien oft treffsicher in diese Stimmung gedrückt und - an dieser Stelle passend - der Gesang bei weitem nicht perfekt (wie bei der Mehrheit der Vorbilder ja auch). In Zukunft wünsche ich mir noch Trompeten- und Akkordeonbegleitung.

Optisch wagte man sich genauso augenzwinkernd an die Vorbilder heran: Hier erkennt man vor allem Death in June wieder und bisweilen sind die Motive schon sehr hart an der Grenze (vor allem, wenn man Bilder aus der deutschen Vergangenheit mit Titeln wie „Pump up the jam“ oder „Barbie girl“ verbindet). Doch kann die witzige (?) Idee auch über ein komplettes Album faszinieren - hier bin ich mir nicht so sicher. Denn man wählte einige Songs, die im Orginal gerade von der gesanglichen Leistung lebten. Vor allem muss man Freund des Sounds der Spiritual Front sein, denn durch das Ausgangsmaterial klingen die Ergebnisse eher schmachtig als kalt.

In meinen Ohren gelingt das Experiment besonders leicht, wenn trashiges Ausgangsmaterial auf konsequente Verwurstung trifft: "Pump up the jam", "Barbie girl" und "What is love" sind fantastische Granaten. Mit augenzwinkernden Textmodifizierungen und dem romantisiertem Rahmen gefallen mir die Stücke fast besser als im Original. Beim restlichen Material stehen mir zum Teil zwei Dinge im Weg. Zum einen wirkt nicht jeder Song so mühevoll neofolkisiert und es stellt sich auf Albumlänge auch ein Mangel an musikalischer Abwechslung ein ("Diamonds" und "Chandelier"). Oder das Ausgangswerk gefiel mir schlichtweg nicht ("Wrecking ball"). Zum anderen ist aber insbesondere der Gesang ein Hindernis: George Michels "Careless whisper" tut fast schon weh, "Love is a battlefield" verliert die Dramatik ohne die stimmliche Ausdruckskraft von Pat Benatar. Da kann dann nur die Umsetzung retten und so sind A-has "Take on me" und Lana del Reys "Summertime sadness" durch die großartige Instrumentierung meine Highlights, auch wenn der Gesang manches Mal schmerzt.

Pure Begeisterung ist es nicht, ein Verriss genausowenig. Vielleicht liegt es in der Sache der Persiflage ansich, dass Be- und Entgeisterung nahe beieinander liegen, in jedem Fall sollte man aber als Freund des Sounds oben genannter Bands ein Ohr wagen, das Debüt kommt auch mit lohnender BonusCD daher (in Erinnerung an Mr. Pearce RIP Lounge genannt) auf der man zum Beispiel ein gelungenes „Wonderful life“ lauschen darf. Also ... nicht schlecht … und vielleicht sogar gut.