Zum 30. Jubileum tourte Douglas Pearce einmal quer durch Europa und Russland. Und so kam er auch wieder in der Bretagne vorbei. Und das Herr Pearce Brest/Finistère als Rand der Welt betitelt hat kann der Fan nun Livemitschnitte vom "edge of the world" erleben. Das genau in diesem Örtchen ansässige Label Steelwork Maschine bannte massive 4 Stunden Musik auf die DVD aus drei Livemitschnitten von Konzerten in Brest aus den Jahren 2011, 2005 und 2002, für die Band typisch spröde verpackt. Befassen wir uns zunächst mit dem Hauptinhalt der DVD: In guter bis sehr guter Qualität aufgenommen erlebt (und genießt?) der Zuschauer das 2011er Konzert fast live. Dank angenehmer Kamerawechsel erhält man einen guten Eindruck von den Geschehnissen auf der Bühne, wobei eben dort nicht so viel geschieht: Douglas Pearce zu Beginn beim Percussioneinsatz behilflich, später dann natürlich mit Akustikgitarre bewaffnet und John Murphy als wirklich großartiger Percussionist bieten eine professionelle, routinierte und karge Darbietung, die inzwischen so typisch für DiJ ist. Der Sound der Aufnahme ist toll, erfüllt die heimischen Hallen mit den über die Jahre liebgewonnenen Hits.... und der Zuschauer muss genauso wie die Besucher der Liveauftritte von Herrn Pearce entscheiden, ob diese Form der Darbietung gefällt. Denn hier wird ein Lied nach dem anderen gespielt (oder abgespult?), das Geschehen auf der Bühne ist nicht unbedingt bewegend (oder bewegt?), gering ist die Abwechslung zwischen den einzelnen Liedern. War der Sound der Alben über die Jahre hinweg abwechslungsreich und hatte jede Etappe ihre Daseinsberechtigung in der Entwickung bis hin zum fast-Stillstand des letzten Albums (ob die einzelnen Etappen nun gefallen oder nicht, sie waren wenigstens immer eigenständig trotz des engen Neofolkkorsetts), so ist die Livepräsentation überraschend eindimensional. Standartakustikgitarrenchords, Percussions und die weiterhin unnachahmliche aber inzwischen deutlich älter gewordene Stimme von Herrn Pearce. Der DVD zugute halten muss man, dass sie das Konzert authentisch und gut rüberbringt und aus dem Geschehen wahrscheinlich das Möglichste herausholt. Die beiden anderen Mitschnitte sind älteren Datums und qualitativ ein ganz anderer Schnack. Dies betrifft vor allem das Konzert von 2002, das optisch wirklich schwer zu ertragen ist. Im dünensandgelb erlebt man diverse Titel wackelig und verschwommen aufgenommen. Das Bedenkliche ist, dass sich die drei Konzerte inhaltlich kaum unterscheiden: 2 Herren spielen ohne merkliche Bühnenshow ein professionelles aber zu routiniertes Set ab – doch halt, ein Unterschied findet sich durch den Gastauftritt von Boyd Rice 2002. Und natürlich ähneln sich die Sets bis auf Nuancen (der 2002er Mitschnitt wirkt etwas martialischer). So sind die beiden Live-Dokumente wohl eher Bonus zum eigentlichen Hauptfilm von 2011 zu sehen. Für Death in June Fans die sich bei eigenen Konzertbesuchen an die spröde Darbietung gewöhnt haben (oder sie gut finden. Ich will ja gar nicht unterstellen, dass die Darbietung schlecht ist... nur eben eigenwillig) ist die DVD sicherlich eine feine Sache. Der Silberling von Steelwork Maschine überzeugt mit der Masse an Material, der im Hauptfilm sehr guten Bildqualität und schönen Schnitten, die das Konzertfeeling absolut transportieren können und der insgesamt tollen Soundqualität. Leider ist das Auswahlmenu etwas unansprechend geraten, das passt aber irgendwie auch zum Geschehen auf der Bühne. Eine Photogallerie und ein Faltposter finden sich auch im Bonussortiment – nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Alles in allem gebe ich starke 4 Punkte für das Produkt. Fans, die diese Konzertform als das Non-plus-ultra erachten, geben 2 Punkte drauf.