Ein Präparat (lateinisch: praeparatum", das Vor-, Zubereitete) ist ein Gegenstand oder eine Substanz, die durch ein sachgemäßes Verfahren zur Anschauung, Lehrzwecken oder späterer Verwendung "zubereitet" worden sind." Ich halte das Debut "THX LD50" in den Händen, zubereitet von Dr.Hyde und Nachtschwester K. und erschienen über DarkDimensions. Ein ganz und gar nicht alltägliches Debut, denn es erzeugt bei mir einen Taumel aus Nostalgie-Schwärmerei, Begeisterung, Amusement und Sucht. Zumindest Letzteres passt auch sehr gut in das Konzept dieser Scheibe, der Homepage und der Band ansich : Sucht, Drogen und die Fehlerhaftigkeit des Menschen sind die Leitthemen bei Das Präparat aber auch das zwischenmenschliche Miteinander wird Teil der Behandlung. Den Hörer erwartet ein Wechselbad der Gefühle und auch ein Wechselbad der Qualität der einzelnen Tracks - wie dann genau die Diagnose aufällt, kann am Ende nachgelesen werden. Alles beginnt mit einem Intro und so entführt "Stimmanalyse" sehr passend in die Welt von Das Präparat - es gibt Samples zum Thema Drogen und Psychologie. Dann erklingen die ersten Töne von "Das weiße Rauschen" und alle Fans von Elektro um 1990 werden sich sofort wohl fühlen. Als begeisterter Hörer von Das Ich, Calva Y Nada, LeatherStrip und den alten Pitchies freute ich mich sehr, daß es endlich mal wieder eine Band geschafft hat, mit einem solchen Sound eine CD veröffentlichen zu können. Danke DarkDimensions !... und nun geht es weiter : Calva Y Nada nannte man Studenten-Elektro also nenne ich Das Präparat mal Pharmazeuten-Elektro. Den Hörer erwarten neben den sehr schönen Synthie-Klängen, eine häufige Verwendung von klassischen Instrumenten innerhalb der elektronischen Gesamtstruktur und Beats der damaligen Zeit (mit dem unumgänglichen hohen Schlag) intelligente Texte, die abwechselnd von beiden Protagonisten vorgetragen werden, wobei sich Dr.Hyde vor allem durch eine sehr nette Betonung und Akzentuierung einige Pluspunkte herausholt, beide aber keine Wunderleistungen vollbringen. Positiv ist aber, daß kaum Verzerrung eingesetzt wird und alle Texte deutsch sind - so klingt die ganze Sache kantiger und ehrlicher. Innerhalb der ersten 3 Songs "Das weiße Rauschen" "THX" und "LD50" kommt eine Fülle von Samples zum Einsatz. Selten waren Samples so gut ausgewählt und eingefügt, selten passten sie so gut zum Konzept ohne jemals platt oder plakativ zu sein - Daumen hoch für diese drei Songs, die auch gleich mal die Anspieltips sein sollen. "PsycheAmor" (hieß nicht ein Duft in Das Parfum so ?) wird dann schon etwas ruhiger und inhaltlich wendet man sich vom Thema Drogen/Medikation ab - es wird zwischenmenschlicher. Keine Begeisterungsstürme aber ein netter Song. Dann folgt eine große Überraschung, denn "Das war noch nie ein Liebeslied" minimiert die Instrumentierung auf ein Piano undNachtschwester K. singt dazu ein sehr schönes Nicht-Liebeslied - eine Wendung, mit der man auf einem Elektro-Release 2007 nicht rechnet. "Seelengift" und "Euthanasie" erweißen sich dann wieder als Tanzkracher mit eher typischen Aufbau - sehr gelungene Tracks und besonders "Euthanasie" gewinnt mit der Zeit und bei mehrmaligen Konsum immer mehr an Suchtpotenzial. Das kann "Maschinenherz" nicht, ein eher unnötiger Song. "Mein Schmerz trägt deinen Namen" ist dann wieder ein netter Song ohne ganz große Besonderheiten - ganz im Gegensatz zu "DaVinci", einem erneuten MonoPiano Stück das für mich den einzigen wirklichen Tiefpunkt des Albums darstellt, da mir Text und Melodie zu dick aufgetragen und unnötig erscheinen. Aber naja, einen solchen Ausrutscher kann man ja auf einem Debut durchaus gut verkraften. "La Croix" führt die Untersuchung dann elektronisch weiter, gefolgt von "Zwischen uns fällt kein Wort" das ein weiterer Anspieltip sein soll. Hier stimmt wieder das Zusammenspiel aus morbider Stimmung, schönen Melodien und sehr guten Texten perfekt. Klasse. Der letzte echte Track "Dummheit ist kein Phänomen" zeigt dann auch wieder, daß auch die Pianostücke gelungen sein können, vor allem der Text sorgt für ein Schmunzeln und so kommt THX LD50 zu einem Ende. Im Outro heißt es dann noch : Alle Dinge sind Gift und nichts ohne Gift. Allein die Dosis macht, daß ein Ding kein Gift ist.... ...und ich stimme dem voll zu, denn so enden 60 sehr vergnügliche und spannende Minuten voller Musik, genau die Richtige Länge um zu fesseln ohne giftig/nervig zu werden. Mag sein, daß nicht jedes Lied ein Kracher ist und die Gesangsleistungen nicht immer optimal sind. Die drei Songs, die sich nur aufs Piano beschränken brechen auch recht abrupt mit der Gesamtstimmung und hätten besser eingebaut werden können. Auch hätte ich es noch besser gefunden, wenn Das Präparat die Lieder zum Thema Drogen/Pharmazie mehr in den Vordergrund gestellt hätten und auch nach Lied vier Samples eingesetzt hätten, denn die Vorhandenen sind einfach sehr gut. Aber denoch kann ich nicht anders und muß eine gute Benotung zücken, denn hier gibt es jede Menge guter Ideen, guter Texte und Nostalgie. Das Potenzial kann auf dem nächsten Player noch optimiert werden, deswegen kann die Höchstnote nicht drin sein. Und eines noch : Diese Platte macht im Ganzen wesentlich mehr Spaß als wenn man einzelne Stücke herauspickt !