„Das Präparat ... erschaffen für eine neue Welt, gesegnet mit dem Fluch der Unsterblichkeit, gepeinigt von der Überheblichkeit des Menschen, auserkoren zum ewigen Kampf gegen seinen Schöpfer ...“ Verabreicht wird dieses Präparat von Prof. Sternau, Dr. Georg Linde (seines Zeichens auch Moderator des Weltsenders Welle:Erdball) und der reizenden Nachtschwester Kirsten. Das zur Therapie verabreichte Präparat ist ausschließlich zum akustischen Genuß bestimmt.

So, jetzt aber genug der Medizin-Floskeln, auch wenn sie sich bei dieser ungewöhnlichen Neu-Veröffentlichung geradezu anbieten. Nach etwas Verzögerung ist die aktuelle E.P. und damit der Nachfolger zum 2002 erschienenen Debüt-Album „Anatomie“ der deutschen Ausnahmekünstler mit dem ungewöhnlichen Namen und dem „50% Welle:Erdball-Anteil“ erhältlich. Wie bei besagtem Weltsender wird auch bei „Das Präparat“ viel Wert auf ein ansprechendes und anspruchsvolles Konzept Wert gelegt. „Tanz‘ mit Deinem Gefühl und weitere Lieder aus der Leichenhalle“ stehen diesmal auf dem Programm, das eine musikalische Mischung aus Synthie-Pop, Electro und Goth-Rock bietet.

Neun Tracks sind auf der E.P. zu hören, davon fünf unterschiedliche Versionen des Titelsongs „Tanz‘ mit Deinem Gefühl“. Das Besondere daran: die einzelnen Songs unterscheiden sich stilistisch und textlich komplett, konzentrieren sich aber allesamt auf das übergeordnete Thema. So präsentiert sich die Version „Tanz der Roboter“ erwartungsgemäß minimal-elektronisch, beim „Tanz der Emotionen“ dominieren der prickelnde Gesang der Nachtschwester und das schwermütige Piano. Der „Tanz der Marionetten“ wiederum schlägt langsame, rhythmische Marsch-Klänge an. Die von dem aus Hannover stammenden Künstlerzusammenschluß ]distermino[ produzierte Version „Tanz der Abgrenzung“ ist ein bombastischer, opulenter und vor allem treibender Gothic Rock-Knaller mit echten Geigen und Diven Gesang. Ein wenig lassen hier fast schon Lacrimosa grüßen – großartig!

Desweiteren sind auf der EP auch der finstere Clubhit "Niemandsland“ sowie das zynische Stück "Totgeburt“ vom "Anatomie"-Album zu hören. Und wie Welle:Erdball pflegt auch „Das Präparat“ eine Begeisterung für inzwischen verstorbene, ungewöhnliche Künstler. Mit einer aufgefrischten Version des dramatischen, aufrüttelnden Liedes „Mein Freund der Baum“ erinnert die Gruppe an die schöne Sängerin Alexandra, die bei einem tragischen Verkehrsunfall 1969 ums Leben kam. Darüber hinaus ist der komplette Video-Clip "Tanz‘ mit Deinem Gefühl", welcher unter anderem in der Disco Kick in Herford gedreht wurde und viele schöne, exzessiv feiernde Menschen zeigt, enthalten. Live ist „Das Präparat“ am Pfingstmontag, den 31.05.2004, ab ca. 17:00 Uhr, im Werk 2 (Halle A) im Rahmen des diesjährigen Wave-Gotik Treffens zu bewundern. „Das Präparat“ bittet darum, beim Besuch der Veranstaltung die gültige Krankenkassenkarte bzw. den Krankenschein nicht zu vergessen.