Es geht uns in den Zeiten der Pandemie doch ähnlich: Wir sind recht viel zu Hause und da beginnen viele irgendwann, auch mal den Dachboden, den Keller und die Abstellkammer zu sichten, eventuelle Schätze zu entdecken und Ramsch über Bord zu werfen. So auch beim Medienkonverter geschehen. Ich sagte einmal zu laut "Ach, ich habe grad keine Alben, über die ich schreiben könnte" und stehe nun vor einem Berg von circa 58 Alben und Eps aus ungefähr 12 Jahren, die sich im Fundus angesammelt haben. Es werden sicherlich keine 58 Kritiken, aber der ein oder andere Text kommt wohl dabei herum. Mal sehen, ob sich auch Schätze fanden.

Nach einen schönen (?) Start mit Haiku Funeral folgt nun ein böses Erwachen. Nein wirklich. Das Erwachen lässt mich zwischen 'A oder B' entscheiden und ich möchte wirklich keine der beiden Optionen noch einmal hören müssen (und auch nicht die anderen drei Songs, plus Alternativversionen). Bevor ich auf die ausgesprochen unterhaltsame aber kaum hörbare Qualität des vorliegenden Rohlings eingehe, muss ich entschuldigend feststellen, dass dies eine Promo ist und in Eigenproduktion entstand. Habe ich hiermit getan. Ab geht's.

"Wenn du merkst, dass die Welt, von der dir immer erzählt wurde, das Leben, an das du geglaubt hast, nur eine Illusion war und du reif genug bist,deine eigene Vergangenheit und Identität zu hinterfragen, dann bist du erwacht in der Desillusion – wenn du es erträgst" Liest man sich die mit diesen bedeutungsschwangeren Worten einleitende Biographie (oder eher Werbung mit wenigen wirklich stichhaltigen Zahlen/Daten/Fakten) durch, dann möchte man meinen, hier könnte man auf Großes gestoßen sein. Selbstbewusst stellt sich das Soloprojekt hier vor und will zeigen, dass es musikalisch für sich steht. Da gebe ich dem namenlosen Musiker vollkommen Recht, ich habe so etwas noch nicht gehört. Das Erwachen verwendet Instrumente, Texte werden vorgetragen und die Ergebnisse sind zeitlich begrenzt und mit Titeln versehen. So weit so gut. Nur passt da nichts zueinander – und das nicht im noisigen Krachmacher-Sinne. Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen, diese EP ist die Vertonung des Begriffs Kakophonie. Aber ambitioniert ist der junge Mann, wenn es um die Texte geht und die unterschiedlichen Versionen der beiden Hauptsongs klingen immerhin tatsächlich unterschiedlich und überraschenderweise klingt die Pianoversion von "A oder B" am ehesten wie ein echtes Lied, beschränkt sie sich doch auf Gesa...., nein, Vocals und Klimperei. Und die Vocals sind bei dem ganzen Durcheinander der absolute Höhepunkt.

Was soll man sagen: Ich werde dieses Juwel in meiner Trash Sammlung in Ehren halten (gleich neben Mary Schneider 'Yodeling the classics', Andras 'Das Schwert der Ahnen' und natürlich Silbernacht 'Liebe und Verfall'). Der Silberling entstand vor 5 Jahren und ist bis heute frei verfügbar auf Bandcamp. Es folgte 2016 noch eine Doppelsingle mit dem Ärzteklassiker "Schrei nach Liebe", frei interpretiert nach Das Erwachen und irgendwie wäre ich verzückt, wenn das angekündigte Album tatsächlich erscheinen würde.

 

Das Erwachen

A oder B

 

29.05.2015

Eigenproduktion

 

https://daserwachen.bandcamp.com/releases

 

01. A oder B (Single Edit)
02. Monster (Single Edit)
03. Losgelöst
04. Leere
05. Ganz in meiner Hand
06. A oder B (Goth’n’Roll Version)
07. A oder B (akustische Version)
08. A oder B (Piano Version)
09. Monster (HorrorMix)
10. A oder B (Semi-Akustik Version)