Seit über neun Jahren begeistert die französische Formation Dark Sanctuary Liebhaber dunkler, atmosphärischer, neo-klassisch angehauchter Musik. Im Falle von Dark Sanctuary allerdings könnte diese Schar von "Liebhabern" heterogener nicht sein: Goths und Dark Waver mit einem Faible für dunkle, sakrale und mystisch-verträumte Klänge oder aufgeschlossene Klassik-Freunde halten den Musikern mit dem klangvollen Namen seit Jahren ebenso die Treue wie harte Black-, Death- und Doom-Metaller, die ein Gespür für große, epische Melodien haben. Seit Dark Sanctuary 1997 als Duo mit der MCD "Funeral Cry" erste Hörer begeistern konnten, war in ihnen der Wunsch geboren, nach weiteren Horizonten Ausschau zu halten und sich musikalisch beständig weiter zu entwickeln. So dauerte es nicht lange, bis neue Mitglieder das Projekt verstärkten, die u.a. mit profunden Kenntnissen im Violinen-Spiel sowie in Percussion-Arbeit aufwarten konnten. Bald darauf war das erste Album "Royaume Mélancolique" erschienen und die Formation präsentierte sich gegen Ende des Jahres 1998 nahe Paris das erste Mal live. Nach dem Signing bei Wounded Love Records in Italien, wo die Band auch heute noch unter Vertrag ist, drehte sich ein weiteres mal das Besetzungs-Karussell. Weitere Alben folgten in regelmäßigen Abständen und so rasant wie die Zahl der hochwertigen, einzigartigen Veröffentlichungen stieg auch die Anzahl der weltweit angesiedelten Fangemeinde. Einen besonderen Status genießen Dark Sanctuary in Deutschland, wo einige der bisher erschienenen Alben aufgenommen wurden. Ihr erster Auftritt auf dem Wave Gotik Treffen im Jahre 2004 ist außerdem mit Sicherheit eines der größten Highlights in der Geschichte der Band. Anstatt jedoch zum Beispiel ein fünfjähriges Jubiläum zu begehen, feierten die Franzosen im vergangenen Jahr ihr neunjähriges Bestehen. Die hierzu vom US-Label Projekt (u.a. bekannt durch viele namhafte Heavenly-Voices Acts) veröffentlichte Compilation "Thoughts: 9 years in the sanctuary " bietet einen herausragenden Querschnitt des unermüdlichen Schaffens der Band. Nach dieser eindrucksvollen Retrospektive haben sich Dark Sactuary nun erneut nach Deutschland ins Klangschmiede-Studio begeben und ein weiteres Meisterwerk hervorgebracht: "Exaudi Vocem Meam - Part 1 ". Wer sich mit Geist und Seele den bombastischen Klängen von Ausnahme-Formationen wie Dead Can Dance, Ataraxia, Engelsstaub und Arcana hinzugeben vermag, oder sich im faszinierenden Klangkosmos von Kirlian Camera sowie der nicht mehr bestehenden, aber immer lebendig bleibenden Empyrium selig fühlt, wird dieses Album mit erhobenen Händen vor sich tragen. Auf "Exaudi Vocem Meam - Part 1 " treffen Feuer und Wasser, Himmel und Hölle, tiefste Dunkelheit und Spuren von gleißendem Licht in einem monumentalen, epochalen Klangwerk aufeinander. Erneut haben Dark Sanctuary Hymnen komponiert, in denen sich Wehklagen, Schmerz, Verzweiflung, Melancholie und Trauer zu einem gewaltigen, übermächtigen Fluss vereinen, der alle Standhaftigkeit umzureißen vermag. "Exaudi Vocem Meam - Part 1" transportiert eine derartige Intensität, der man sich nur reinen Herzens ganz hingeben kann oder vollends entziehen muss. Glasklare, glockenhelle und sanfte Stimmen voller Leidenschaft treffen auf feinsinnig komponierte Piano- und Violinen-Parts, sphärische, erhabene Keyboard-Flächen und ergießen sich in majestätischen Glockenschlägen - gekrönt von klangvollen Anmutung der französischen Sprache. Unaufhörlich schattiert der geistige Pinsel ein Bild, das einer nicht enden wollenden Wanderung durch Licht und Schatten gleichkommt, nur hin und wieder ergießt sich ein wohliger Regenschauer und die Tropfen perlen wie Kristalle an der Materie ab. Das Bild eines Menschen auf der Suche, hin- und hergerissen zwischen Verzweiflung und Hoffnung, Resignation und Aufbegehren, Bleiben und Verlassen. "Exaudi Vocem Meam - Part 1" ist ein Meisterwerk, eine majestätische Sinfonie voller Anziehungskraft und Magie oder - um es ein wenig schlicht gesagt auf den Punkt zu bringen - zum Sterben schön. Ummalt von einem atemberaubenden Artwork - wie bei sämtlichen Veröffentlichungen von Dark Sanctuary. Ein Album, in dem man einen tiefen, erlösenden Frieden finden kann und die Einsamkeit zum besten Gefährten wird. Einzelne Glanzlichter herauszupicken fällt schwer, da sich das ganze Album auf außerordentlich hohem Niveau bar jeder "Ausreißer" bewegt. Zu den eindrucksvollsten Stücken gehören u.a. das überwältigende Duett "Dein kalter Stein" sowie das märchenhaft-sakrale "Cristal" und "A mes ennemis" oder das unfassbar intensive "Je m'en irai", welches grenzenlose Wehmut und zugleich eine undefinierbare Hoffnung offenbart. Zauberhaft filigran erklingt auch das wundervolle Cover-Stück "The garden of Jane Delawney", das bereits 1970 die englische Folk-Rock-Gruppe Trees erstmals veröffentlicht hatte. So springt das Herz vor Freude bei der Verkündung, dass der Nachfolger "Exaudi Vocem Meam - Part 2" noch in diesem Jahr fertig gestellt werden soll und die Band das neue Material auf einigen Live-Konzerten präsentieren möchte - eventuell erneut auf dem an Pfingsten stattfindenden WGT? Die Hoffnung bleibt ...