Es ist irgendwie beruhigend zu hören, dass erfolgreiche Musiker auch noch Träume haben, die sie zu verwirklichen suchen. Das französische Pop/House-Duo Daft Punk (Thomas Bangaltar und Guy-Manuel de Homem-Christo), das Ende der 90er auch hier zulande kräftig abräumte, hatte einen Traum und hat es geschafft, diesen in die Tat umzusetzen. Wer sich noch an die Musikvideos zu "One More Time", "Aerodynamic", "Harder, Better, Faster, Stronger" und "Digital Love" vom damaligen Album "Discovery" erinnern kann, wird sich entsinnen, dass diese Videos im Anime-Stil kreiert waren und alle irgendwie zusammen hingen.

Damals konnte man sich noch keinen rechten Reim auf die ganze Geschichte machen. Daft Punks Traum war es, ein animiertes Musical zu erschaffen, das sich sowohl um Science-Fiction, Show-Business als auch um Raumschiffe dreht. Eine sehr extravagante Mischung. Damals begann das Duo zusammen mit Cédric Hervet an der Geschichte zu schreiben und Thomas Bangaltar und Guy-Manuel de Homem-Christo konnten 2000 zu ihrer eigenen Überraschung die Anime-Legende Leiji Matsumoto (Captain Future, Galaxy Express 999, Star Blazers - The Quest for Iscandar) für ihr Projekt begeistern. Aus dieser Zusammenarbeit heraus entstanden die oben erwähnten Musikvideos und der nun erscheinende Film "Interstella 5555", der erstmals die gesamte Geschichte erzählt und alle Videos miteinander verbindet.

Dem Zuschauer wird in knapp 65 Minuten die Geschichte einer außerirdischen Pop-Band eröffnet, die entführt wird, um auf der Erde als Pop-Idol missbraucht zu werden. Die Umwandlung der Außerirdischen in Menschen, die Geschichte des tragischen Helden und der Befreiungskampf der Band sind die Hauptbestandteile des Films, die scharfe Spitzen gegen das heutige Show-Business schießen. "Interstella 5555" als Musical zu bezeichnen, wäre eigentlich zu hoch gegriffen, denn der Film enthält keinen einzigen Dialog, die Hauptfiguren kämpfen sich nicht ständig singend durch die Story und selbst Hintergrund- und Begleitgeräusche sind äußerst spärlich gesät. Daft Punks Musik ist eher die Untermalung bzw. Begleitung für die Geschichte, die sich rein aus den Bildern erschließt, denn selbst die Texte der einzelnen Songs hängen nicht wirklich mit der Story des Films zusammen.

"Interstella 5555" glänzt mit klassischen und modernen Animationen, die nicht nur Manga- und Anime-Fans begeistern dürften. Dass hier einer der Schöpfer von Captain Future am Werk war, ist unschwer zu erkennen. Zudem passt die Musik von Daft Punk perfekt zu den Bildern. Nicht nur, weil diese auf die einzelnen Songs zugeschnitten sind, sondern auch, weil die Pop- und House-Songs des Duos mit ihrem starken Retroeinflüssen oft genug, ebenso wie die Bilder, an die frühen Werke von Leiji Matsumoto erinnern. Für Interessierte gibt es übrigens neben den Biographien von Daft Punk und Leiji Matsumoto und der Vorstellung der einzelnen Charaktere eine interaktive Version des Films, in der man sich Hintergrundinformationen über die Entstehung des Films und der einzelnen Sequenzen ansehen kann. zusätzliche Links: http://www.bacfilms.com/site/interstella/ http://www.emi-artistes.com/interstellagb/